Anja Harteros, Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev. Label: MPhil; Vertrieb: Warner, 1 CD
Wie hat ein „linder Duft“ zu klingen? Fein, sinnenfroh, zart. Gewiss, das alles, aber wohl auch mehr. Dieses Mehr im Sinne von etwas, was man in einem Reich des permanenten Dazwischen vermuten kann, ahnungsvoll, andeutend. Gustav Mahler hat diesen „linden Duft“ in seinen Rückert-Liedern vertont. Wie man das exemplarisch Klang werden lassen kann, zeigt Anja Harteros auf einer ihrer wenigen Aufnahmen, die sie freigibt.
Es ist die Mischung aus Wort und Text, aus Phrasierung und Klangfülle, aus Wärme und innerem Leuchten, womit die Sopranistin den Hörer gefangen nimmt. Alles ist organisch eingebunden, auch in „Blicke mir nicht in die Lieder“, wo einzelne hohe Töne sonst oft herausragen wie einzelne Felsspitzen. Hier nicht. Hier fügt sich alles natürlich, auch was die dynamischen Verläufe betrifft. Bei Wortwiederholungen hat Harteros immer eine andere Nuance im Angebot, nie klingt etwas gleich. Und dann ist da ihre Legato-Kunst, die diesen Namen wirklich verdient. Wenn sie das „Um Mitternacht“ beginnt, stellt sich eine Art von Melancholie ein, die in vielen anderen Aufnahmen Gefahr läuft, zum reinen Weltschmerz zu verkümmern. Harteros aber deutet an, sie sagt nicht gleich alles mit den beiden ersten Worten. Ihre Stimme flutet dosiert, ihr Vibrato schwingt gleichmäßig.
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