Die italienische Sopranistin Maria Agresta über ihren Otello mit Jonas Kaufmann, ihr erstaunliches Rollenspektrum und warum man nicht zu sehr auf Traditionen vertrauen sollte.
Interview: Kai Luehrs-Kaiser
Täuscht es, oder sehen Sie eher wie ein lyrischer Sopran aus – nicht wie ein dramatischer oder ein Spinto-Sopran?
Wie sehen denn die aus? – Jedenfalls: stimmt! Ich bin ein lyrischer Sopran. Und singe Aida, wenn ich sie denn hoffentlich bald singen sollte, mit lyrischen Mitteln. Ich bin kein junges Mädchen mehr. Aber lyrisch bleibe ich doch.
Woher kommt dieses Selbstbild?
Mir wurde oft eingeredet, dass ich ein Spinto sei. Man wollte gern heftigere Rollen von mir haben, an denen nun mal ein gewisser Mangel herrscht. Aber das stimmt für mich nicht. Ich weiß das einfach. Ich habe ein paar spezielle Noten in der Mittellage, mit denen ich Butterfly und sogar die Forza-Leonore singen kann. Aufs Zentrum der Stimme kommt es ja eigentlich an. Nur möchte ich gern, dass dies auch so bleibt. Ich werde den Teufel tun und gewisse Rollen auf der Bühne singen. Rollen folgen der Stimme. Aber damit sie das tun können, muss man immer hübsch vorsichtig mit sich sein.
Sie haben in den ersten beiden Spielzeiten ihrer Karriere so unterschiedliche Rollen wie Rosina, Micaëla und Desdemona fast parallel gesungen. Wie ist das möglich?
Es war noch schlimmer. Ich fing als Mezzosopran an. Zwar nicht mit Verdi-Rollen wie Azucena oder Ulrica, aber mit Dorabella und Cherubino. Auch Charlotte in Werther hatte ich angefangen zu studieren. Und dann gewann ich den Gesangswettbewerb in Spoleto. Raina Kabaivanska und Renato Bruson saßen in der Jury. Sie waren es dann auch, die für mich gewissermaßen einen Fachwechsel einläuteten.
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