Zwischen Surrealität und Realismus entspinnt Deborah Warner an der Pariser Oper einen packenden Peter Grimes.
Von Andreas Berger
Und das Boot schwebt. Wie in einem surrealistischen Gemälde wird das karge Arbeitsvehikel des Fischers Peter Grimes in Deborah Warners Pariser Inszenierung, freischwebend zwischen Himmel und Meer schon im Eingangsbild, zu einem Symbol seiner Träume unter sterngeflammtem Himmel, seiner Unbehaustheit in erdenschweren Gesellschaftsverhältnissen und natürlich auch seines Kenterns: ein Nachen über dem Totenfluss Acheron. Und es gibt eine zentrale Szene, in der sein alter ego ebenso frei (an Fäden) in diesem Luftmeer um das Boot herumtrudelt, später auch immer wieder mal allein auftaucht und Grimes‘ Erzählungen von Einsamkeit und Unverstandensein in diesem Seelenwesen doppelt.
Dann ist er nicht mehr der auf Erden und unter Menschen behäbige Außenseiter, sondern ein gelenkiger, verspielter Turner, nicht nur der Stürzende, der sich am Ende auf der Flucht vor dem Pogrom mit seinem Boot auf offenem Meer versenkt, sondern auch der Aufstrebende, im grenzenlosen Äther sich Auslebende. Die britische Regisseurin hat so die auch musikalisch ja immer wieder so faszinierende Zweigestaltigkeit von Benjamin Brittens Oper im Pariser Palais Garnier suggestiv umgesetzt.
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