Der Regisseur Peter Lund zeigt Kreneks Zeitgeistoper Jonny spielt auf als Slapstick-Komödie der Ufa, wechselnd zwischen schnippisch und hochdramatisch. Beim Thema Blackfacing knickt das Theater jedoch vor einem fragwürdigen Proteststurm der Rassismus-Aktivisten ein.
Von Manuel Brug
1928 war Bambule im Münchner Gärtnerplatztheater. Die Nazis hetzten in der braunsoßigen „Hauptstadt der Bewegung“ gegen den jüngsten, ihnen natürlich gar nicht genehmen Opern-Hit, Ernst Kreneks kurz zuvor in Leipzig uraufgeführte Zeitoper Jonny spielt auf. Die war hip und modisch, verquirlte lächerlich gemachte spätromantische Komponistenträume mit gewissenlosen Unterhaltungsmusiker-Umtrieben, promiske Frauen und gewitzte Domestiken zur schnittigen Künstlergroteske mit Sirenen, einfahrendem Zug und einem vom Damenchor gesungenen Gletscher.
Sehr jazzig erklang das freilich nicht, eher in einem munteren Dauerparlando. Krenek, der später nicht zuletzt wegen dieser Oper emigrieren musste, hatte zwar damals den richtigen Riecher, blieb aber eben doch ein Komponist aus der zweiten Reihe. Wie auch immer, den Zorn der künftigen Machthaber hatte er auf sich gezogen. Und 1938 prangte dann sein Jonny mit Judenstern gar auf dem Katalog der berüchtigten Entartete Musik-Ausstellung in Düsseldorf, die „Niggerjazz“ und „kulturbolschewistische“ Musik anprangerte.
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