Seit 2012 ist Josef E. Köpplinger Intendant in München. Im Interview spricht er über die Vorzüge der Operette, die Komplexität des Gärtnerplatztheaters und das Leben als Wiener in München.
Interview: Manuel Brug
Wie hält man es eigentlich als Native-Niederösterreicher und Fast-Wiener in München aus? Die Bayern und Ihre Landsleute, das ist doch eher eine Hassliebe…
Als Kind bin ich in der Operettenpuszta an den Grenzen zur Slowakei und Ungarn aufgewachsen und habe damals schon bemerkt, was ein Strich auf der Landkarte geistig in den Menschen anrichten kann. Als Wiener – der ich letztlich bin – in München, das ist so eine ambivalente Liebesbeziehung. Weil es anders, aber eben doch so ähnlich ist. Das ist wie in Beziehungen. Ich empfinde die Gegensätze jedoch auch als positive Spannung, so wie im Privaten. Aber als Theaterdirektor habe ich schnell gelernt: Was in München funktioniert, geht nicht in Berlin und umgekehrt. Das heißt, Rezepturen sollte man nicht mitbringen, sondern sich auf das jeweilige Theater, seine innere Verfassung und seine Umgebung einstellen. Das erst macht Buntheit und Diversität aus. Und meine Devise war immer: je bunter, desto besser. Was ich in München vermisse, sind die Wiener Caféhäuser, aber die funktionieren halt schon ohne die Wiener darin nicht. Außerdem ist ein Caféhaus, in dem ich nicht rauchen darf, für mich kein Entspannungsfaktor.
Ist es nicht schön, wenn jede Stadt eigene Vorzüge hat?
Unbedingt. Aber ich brauche auch Plätze, wo ich richtig durchatmen kann, ich tue mich stets ein wenig schwer, die zu finden. Aber schließlich ist es ebenfalls in München gelungen. Mich inspirieren nämlich die seltsamsten Dinge, das kann auch ein schöner Baum sein, ein Erker an einem Haus, da bin ich schnell entflammbar.
Haben Sie sich aber nicht auch in München ein wenig reduziert, konzentriert?
Das täuscht. Ich mache auswärts, was ich vertraglich machen darf, eine Gastregie, eine Koproduktion. Am eigenen Haus sollte ich ursprünglich mal drei Inszenierungen pro Jahr machen, aber das finde ich nicht so spannend, wenn man zu viel Köpplinger sieht. Zumal ich schon generell die Zahl der Neuproduktionen wegen der explodierenden Kosten, die jetzt auf uns zukommen, reduziert habe. Und wenn ich auswärts arbeite, konzentriere ich mich gern auf Schauspiel, um da die Sensibilität nicht zu verlieren. Nur Oper und Operette, das wäre mir fad. Und der kreative Abstand dazu, das ist fein.
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