Das Festival Neuland.Lied in Heidelberg entwickelt neue Darstellungsformen rund um das Lied.
Von Konstanze Führlbeck
Neuland.Lied heißt ein neues Festival in Heidelberg. Damit hat sich der seit 2016 bestehende Schwerpunkt im Heidelberger Frühling als eigenständiges Festival etabliert: Vom 11. bis 19. Juni stand dabei das Lied im Mittelpunkt. Weltstars wie Thomas Hampson, Anna Lucia Richter oder Marlis Petersen treten hier auf, aber auch der Nachwuchs findet ein Podium für das Genre, das sich in seinem ganzen Facettenreichtum zeigen kann. Dabei geht es nicht nur um den klassischen Liederabend: Vielmehr versucht das neue Festival neben der Nachwuchsförderung in Form von Stipendiaten-Programmen und einer dazugehörigen Lied-Akademie auch neue Präsentationsformen wie inszenierte Liederabende, ein Liedtheater oder einen „Kunstlied-Slam“. Auch LABs sowie ein Crossover mit Liedern aus anderen Richtungen wie Jazz oder im Singer-Songwriter-Stil sind kein Tabu. Die Spannweite reicht von Liedern aus dem Mittelalter über die bekannten Liederzyklen der Romantik bis zur zeitgenössischen Musik.
„Das Lied hat schon beim Heidelberger Frühling eine wesentliche Rolle gespielt“, erzählt Intendant Thorsten Schmidt. „Und jetzt wollen wir ganz neue Wege gehen.“ Einer davon sind die LABs. „Wir lösen uns vom frontalen Liederabend und führen ganz unterschiedliche Kunstformen zusammen. Und dazu laden wir von uns geförderte KünstlerInnen ein.“ Ein inszeniertes Lied.LAB stellt ausgewählte Lieder in den Kontakt zu gezeigten Dias. Diese stammen überwiegend von Heidelberger Bürgern, die 2019 bei einem Aufruf des Heidelberger Frühlings Bilder aus ihren privaten Archiven eingesandt haben. „Wir haben ein Thema, das dramaturgisch durchgearbeitet und interpretiert wird. Denn es ist schon ein Unterschied, ob ich da einfach nur eine wilde Zusammenstellung habe oder ob ich eine Geschichte erzähle.“
Hier haben die Sopranistin Theresa Pilsi und der Pianist Daniel Gerzenberg, beide Stipendiaten der Lied-Akademie 2020, zusammen mit der Regisseurin Vendula Novakova sowie Marie König und Malte Hemmerich, Alumni der Akademie für Musikjournalismus 2019, ein neues Konzept erarbeitet, auf der Basis von Liedern von Franz Schubert, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms und Hugo Wolf. Aber eben auch von Charles Ives, Kurt Weill, William Bolcom sowie Wolfgang Rihm und George Crumb. „Die Künstler haben durch ihre Darstellung diese eingereichten Lieder miteinander verbunden, das gibt eine ganz neue Ebene mit hinein,“ sagt Schmidt. Ein zweites Lied.LAB heißt „Schlafzyklus eines Schlaflosen“. Inspiriert vom Prinzip der Installation werden nicht nur die Grenzen zwischen Epochen in diesem Konzept durchlässig, sondern auch Genres, Stile und Nationalsprachen gehen assoziativ ineinander über, so dass ein bruchloses Zusammenspiel von Farben, Klängen und Empfindungen entsteht.
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