Wer war Giuseppe Verdi?
Allgemeines
Giuseppe Verdi war ein italienischer Komponist des 19. Jahrhunderts. Er gilt nicht nur als einer der größten Opernschöpfer seiner Zeit, sondern in der gesamten Geschichte der Oper. Viele seiner Werke bestimmen noch heute die Spielpläne zahlreicher Opernhäuser auf der ganzen Welt. Einige seiner Arien oder Melodien sind so eingängig und populär, dass sie auch außerhalb seiner Oper weltbekannt wurden, etwa die Arie „La donna è mobile“ aus Rigoletto oder der Triumphmarsch aus Aida.
Biografie
Jugend und musikalische Erziehung
Giuseppe (Fortunio Francesco) Verdi kam am 10. Oktober 1813 als Sohn eines Gastwirts in Le Roncole nahe der Kleinstadt Busseto im Umland von Parma zur Welt. Schon als Kind zeigte er außergewöhnliches musikalisches Talent, das früh durch den kunstverständigen Mäzen Antonio Barezzi gefördert wurde. Nachdem ihm 1832 die Aufnahme ins Mailänder Konservatorium versagt wurde, blieb er dennoch in der Stadt, um seine musikalischen Kenntnisse privat zu vervollkommnen.
Galeerenjahre: Misserfolg und Durchbruch
Nach einem Zwischenhalt in Busseto, wo er Barezzis Tochter Margherita heirate, kehrte Verdi 1838 nach Mailand zurück, wo im Folgejahr sein Opernerstling Oberto, conte di San Bonifacio seine Uraufführung an der Scala erlebte. Im Gegensatz zum Achtungserfolg seiner ersten Oper fiel die zweite, eine Komödie namens Un giorno di regno, im Jahr 1840 gnadenlos durch. Desillusioniert von diesem Misserfolg und mitgenommen vom Tod seiner Frau und seiner beiden Kinder im gleichen Jahr beschloss Verdi, das Komponieren aufzugeben. Diesen Entschluss widerrief er jedoch als ihm das von Temistocle Solera stammende Textbuch zu Nabucco in die Hände gespielt wurde. Begeistert von diesem Stoff, begab sich Verdi an die Komposition. Die Uraufführung im Jahr 1842 begründete seinen Welterfolg. Bis heute gehört der Gefangenenchor „Va pensiero“ zu den berühmtesten Hits der gesamten Operngeschichte.
In den Folgejahren schuf Verdi in kurzer Folge eine Reihe weiterer Opern, neben dem Nabucco-Librettisten Temistocle Solera arbeitete er dabei vornehmlich mit den renommierten und routinierten Autoren Salvatore Cammarano und Francesco Maria Piave zusammen. Gerade in herausragenden Werken wie Macbeth und I masnadieri (beide 1847) machte sich in dieser Zeit schon seine Vorliebe für dramatische Vorlagen von William Shakespeare und Friedrich Schiller bemerkbar, die der Komponist zu seinen Lieblingsautoren zählte. In Hinblick auf sein hohes Arbeitspensum in dieser Zeit sprach Verdi rückblickend auf seine Galeerenjahre.
Die starke Präsenz auf italienischen und immer mehr auch ausländischen Bühnen brachte ihm allerdings stetig wachsende Berühmtheit und Wohlstand. Durch die vom Publikum in Werken wie Nabucco, Attila (1846) oder La battaglia di Legnano (1849) erkannten patriotischen Untertöne wurde Verdi zudem zu einem politischen Symbol für die Italiener, die im Zeitalter des so genannten Risorgimento im Süden gegen die Vorherrschaft der Burbonen und in Nord- uns Mittelitalien gegen die der Habsburger aufbegehrten und die Einheit des Landes unter einem König aus dem Haus Savoyen anstrebten. Vereinzelt wurden die Buchstaben seines Nachnamens VERDI als Abkürzung für den Ausspruch „Viva Emanuele, re d’Italia“ verwendet.
Zweite Lebenshälfte: zwischen und Oper und Landgut
Einen besonderen Meilenstein seiner Karriere markiert das Jahr 1853, in dem mit La traviata und Il trovatore zwei seiner herausragendsten Opern ihre Weltpremiere erlebten, die zusammen mit dem 1851 uraufgeführten Rigoletto eine besondere Erfolgsgeschichte geschrieben haben. In seiner zweiten Lebenshälfte komponierte Giuseppe Verdi deutlich weniger Opern, von denen aber alle bis heute Bestandteil des Kanons sind. Einige davon – Simon Boccanegra (1857), La forza del destino und vor allem Don Carlo – liegen in mehreren Fassungen vor.
Neben seiner kompositorischen Tätigkeit, in deren Rahmen 1874 auch die berühmte Messa da Requiem entstand, verlegte sich der mittlerweile zu Reichtum gelangte Verdi immer mehr aufs Privatleben, das er mit der Sängerin Giuseppina Strepponi an seiner Seite verbrachte. Die beiden führten seit 1847 eine Liebesbeziehung, nachdem sie sich im Vorfeld der Uraufführung von Nabucco kennengelernt hatten, heirateten aber erst 1859, im Uraufführungsjahr der Oper Un ballo in maschera. Ein großes Lebensprojekt Verdis war die Bewirtschaftung seines Landguts Sant’Agata in der Nähe seines Geburtsortes, auf das er sich zurückgezogen hatte. Gleichzeitig setzte er sich für die Verbesserung der Infrastruktur seiner Umgebung ein. So wurden auf seine Initiative hin Straßen gebaut und ausgebessert, Gräben eingedämmt, Wälder wieder aufgeforstet, Bauernhäuser gebaut und ein kleines Krankenhaus gestiftet.
Späte Werke
Der fürstlich bezahlte Auftrag, eine Festoper zur Einweihung des Suezkanals zu komponieren, brachte Verdi 1870 wieder ins Operngeschäft. Auf einen Text von Antonio Ghislanzoni schrieb er die im alten Ägypten spielende Oper Aida, die 1871 am Kairoer Opernhaus uraufgeführt wurde. Nachdem man ihn im Anschluss bereits für verstummt hielt, gelang es dem befreundeten und zunächst von Verdis „Rivalen“ Richard Wagner beeinflussten Komponisten und Dichter Arrigo Boito, den alten, aber noch rüstigen Meister zu zwei weiteren Opern zu überreden. Auf Libretti von Boito entstanden zwei Shakespeare-Adaptionen, zunächst Otello (1887) und ein paar Jahre später Falstaff (1893) – unter ca. 30 Opern mit tragischem Inhalt (je nachdem, welche Fassungen man in die Zählung miteinbezieht) die zweite Komödie nach dem durchgefallenen Un giorno di regno.
Außer kleineren Vokalwerken, zusammengefasst als Quattro pezzi sacri, gab Verdi im Anschluss das Komponieren fast vollständig auf. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte sich Giuseppe Verdi besonders mit der Stiftung eines Altenheims für bedürftige Sänger und Musiker: der im Jahr 1900 errichteten und noch heute bewohnten Casa Verdi in Mailand. Verdi nannte sie einmal „mein bestes Werk“. Hier ist der Komponist, der 1901 im Alter von 87 Jahren starb, auch bestattet.
Musik
Verdi knüpfte zunächst an die Opern seiner Landsleute Gioachino Rossini, Vincenzo Bellini, Saverio Mercadante und Gaetano Donizetti an, wandelte das Erreichte um und leitete eine Periode des ständigen Suchens, schließlich der dramaturgischen Vollendung und der Verfeinerung ein. Bei seinen ersten Opern blieb er noch in der Tradition des Belcanto, der die Eleganz der Sängerstimmen zu Lasten von Charakterisierung und Dramatik pflegte.
Schritt für Schritt löste Verdi sich aber von diesem Konzept und gestaltete seine Werke als wahre Dramen, Aktion und Reaktion in packenden, außergewöhnlichen Situationen. In seinen Opern strebt Verdi nicht die Umsetzung eines Programms mit Symbolgehalt an; in ihren Mittelpunkt stellt er das rein Menschliche in seiner Tragik, im späten Falstaff aber auch in seinem Humor. Die Melodieführung ist dabei Trägerin des dramatischen Ausdrucks. Nachdem er sich von seinen Vorgängern gelöst hatte, strebte Verdi zunächst nach der Grand opéra im Sinne Giacomo Meyerbeers, die er jedoch selbst mit Gefühlsintensität und psychologisierender Charakterisierung wieder überwand.
Opern
Je nach Zählung umfasst das Opernschaffen von Giuseppe Verdi rund 30 Werke. Ihre chronologische Reihenfolge lautet:
- Oberto, conte di San Bonifacio (1838)
- Un giorno di regno (1840)
- Nabucco (1842)
- I Lombardi alla prima crociata (1843; zweite, französische Fassung als Jérusalem 1847)
- Ernani (1844)
- I due Foscari (1844)
- Giovanna d’Arco (1845)
- Alzira (1845)
- Attila (1846)
- Macbeth (1847; zweite Fassung 1865)
- I masnadieri (1847)
- Il corsaro (1848)
- La battaglia di Legnano (1849)
- Luisa Miller (1849)
- Stiffelio (1850; zweite Fassung als Aroldo 1857)
- Rigoletto (1851)
- Il trovatore (1853)
- La traviata (1853)
- Les vêpres siciliennes (1855)
- Simon Boccanegra (1857; zweite Fassung 1881)
- Un ballo in maschera (1859)
- La forza del destino (1862; überarbeitete Fassung 1869)
- Don Carlos (1867; zweite, vieraktige Fassung 1884)
- Aida (1871)
- Otello (1887)
- Falstaff (1893)
Quelle: Wikipedia