Wie nennt man ein Lied in der Oper?
Allgemeines
Die gängige Bezeichnung für ein Lied in der Oper ist Arie. Je nach Form und Inhalt gibt es unterschiedliche Bezeichnungen für Arien. Dazu zählen vor allem die Cavatine und die Cabaletta. Kurze Arien heißen auch Ariette oder Arioso. Eine andere Form des Sologesangs auf der Opernbühne ist das Rezitativ, das meist nicht vom ganzen Orchester, sondern von einer so genannten Continuo-Gruppe begleitet wird.
Arie
Die Arie vermittelt die Gefühle und Stimmungen (musikalischer Fachausdruck: Affekt) eines bestimmten Moments. Im Normalfall wirkt sie handlungsunterbrechend, im Gegensatz zum Rezitativ, das die Handlung vorantreibt. Es können die verschiedensten Gefühle ausgedrückt werden, wie Liebe, Freude, Wut, Rache, Entrüstung, Angst, Zweifel usw. In der barocken Oper entstanden schon im 17. Jahrhundert je nach Inhalt außerdem bestimmte Arien-Typen. Hierzu gehören:
Bravour-Arie: Arie im Allegro-Tempo, die die Virtuosität des Sängers hervorheben soll und in der Regel verwendet wird, um Wut, Rache und Leidenschaft auszudrücken.
Aria di mezzo carattere: Arie in gemäßigtem Tempo, um Zärtlichkeit, Liebe und Kummer auszudrücken.
Aria di portamento: Arie in langsamem Tempo, bei der es darauf ankommt, wie der Sänger die Stimme trägt, d.h. wie er den Ton hält.
Arie del sonno: Arie, mit der eine Figur eine andere in den Schlaf versetzt.
Arie in catene: Arie, die von einer Figur gesungen wird, die zu Unrecht eingesperrt ist.
Aria di sorbetto: Arie, die den „zweiten“ Stimmen anvertraut wird und dem Publikum Gelegenheit gibt, sich anderen Tätigkeiten zu widmen (z.B. dem Verzehr eines Sorbets).
Aria da caccia (Jagdarie): Arie, bei der das Horn als solistisches Instrument hinzutritt.
Aria di guerra (Kriegsarie): Arie, bei der die Trompete als solistisches Instrument hinzutritt.
Aufbau einer Arie
Zu den verschiedenen Arientypen gehören:
Da-Capo-Arie: Auf einen Eröffnungsteil folgt ein Mittelteil, nach dem der Eröffnungsteil wiederholt wird. Variationen innerhalb dieses Schemas sind ebenfalls üblich, wie z. B. das Einfügen von Ritornellen und Kadenzen am Ende der Strophen sowie das Versehen der Wiederholung mit zusätzlichen Verzierungen.
Dal segno aria: Um einen dramatischen Effekt zu erzielen, ließ man ab der Mitte des 18. Jahrhunderts den Beginn der Wiederholung weg. Dies führte zu einer erheblichen Verkürzung der Wiederholung.
Durchkomponierte Arie: Ab 1770 erhielt die Wiederholung des Anfangspaares eine eigene Begleitung und Form. Damit wurde die Musik durchkomponiert. Beispiele dafür finden sich u.a. bei Haydn und Mozart.
Cantabile und Cabaletta wurden zunächst durch ein (instrumentales) Zwischenspiel getrennt; später wurden zwischen Cantabile und Cabaletta Handlung und Rezitativ gesetzt. Diese vollständige Form (Cantabile-Rezitativ-Cabaletta) wird als Scena bezeichnet.
Weitere Arien-Typen
Ballade: Erzählung, oft Strophen, sonst keine feste Form. Vor allem in der Romantik beliebt.
Barcarolle: Lied der venezianischen Gondoliere.
Canzonetta: Lied oder Gesang (z.B. Cherubino in Le nozze di Figaro).
Cavatina: Kurze einststrophige Arie im Gegensatz zur zwei- oder dreiststrophigen Form.
Romanze: Arie mit oft erzählendem Charakter.
Sortita: Eingangsarie des Solisten.
Stretta: Schneller zweiter Teil der Arie, wie die Cabaletta, aber martialischer.
Abgrenzung zur Arie
Im Gegensatz zur affektbetonten Arie steht das Rezitativ, das die Handlung vorantreiben soll. Es enthält normalerweise keine Wiederholungen, und seine Begleitung ist einfacher als die einer Arie. Vor allem jedoch ist für das Rezitativ ein Sprechgesang typisch, der im Gegensatz zur lyrischen Gestalt einer Arie steht. Kurze melodiösere, arienartige Abschnitte in einem Rezitativ nennt man Arioso. Sehr oft ist einer Arie ein Rezitativ vorangestellt, das inhaltlich bereits die Arie vorbereitet, also die Abfolge: Rezitativ – Arie. Das gilt besonders innerhalb von Opern, Oratorien und Kantaten, aber auch bei Konzertarien. Eine Arie unterscheidet sich von Gesangsstücken für mehrere Gesangsstimmen, die je nach Anzahl der beteiligten Stimmen als Duett, Terzett, Quartett etc. bezeichnet werden. In einer Oper gibt es auch Stücke mit noch mehreren Gesangspartien, z.T. sogar mit Chor, der übergeordnete Begriff dafür lautet: Ensemble. Im Gegensatz zur Arie ist das Lied sowohl formal, und besonders gesanglich (bzw. gesangstechnisch) normalerweise einfacher gehalten.
Quellen: Wikipedia