Deutsches Nationaltheater und Staatskapelle Weimar
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Allgemeines
Das Deutsche Nationaltheater und die Staatskapelle Weimar (kurz DNT) ist der bedeutendste Bühnenbetrieb Weimars. Das Haus bietet alle drei Sparten eines Theaters, neben Musiktheater auch Schauspiel und Tanztheater (ausschließlich Gastspiele; als Nachfolgesparte des klassischen Balletts) sowie Konzerte.
Geschichte
Von Goethe zu Liszt
1791 beschloss Herzog Carl August die Gründung des Weimarer Hoftheaters im Komödienhaus, das 1779 am heutigen Standort des Theaters von Anton Georg Hauptmann errichtet worden war. Die Leitung bekam Johann Wolfgang von Goethe übertragen. Er eröffnete es am 7. Mai 1791 mit Ifflands Schauspiel Die Jäger. Seine Intendanz (bis 1817) und die während ihr stattfindende Zusammenarbeit mit Friedrich Schiller gehört zu den größten Glanzpunkten der deutschen Theatergeschichte. Nicht nur das Schauspiel erfuhr unter Goethe eine Blütezeit, auch das Musiktheater wurde von ihm gefördert. Vor allem Opern von Mozart begeisterten das Publikum. Im März 1825 brannte das Komödienhaus ab, aber bereits im September desselben Jahres öffneten sich die Pforten eines neuen Hoftheaters an derselben Stelle.
Einen Wendepunkt für das Opernleben der Stadt Weimar bedeutete 1842 das Engagement von Franz Liszt als „Kapellmeister in außerordentlichen Diensten“. 1848 entschied er sich ganz für Weimar und übernahm das Amt des Hofkapellmeisters. Liszts Ziel war es, die mit den Namen Goethe und Schiller assoziierte Ära der Literatur durch eine Ära der Musik abzulösen, die mit den Namen Liszt und Wagner verbunden sein sollte. Die Oper Lohengrin des damals steckbrieflich gesuchten Dresdner Kapellmeisters Richard Wagner wurde, dirigiert von Franz Liszt, 1850 uraufgeführt, ein Jahr nachdem der Tannhäuser seine Erstaufführung in Weimar erlebt hatte. Eine weitere bedeutenden Opernuraufführung unter Franz Liszt war im Jahr 1877 die von Samson et Delila von Camille Saint-Saëns. 1889 wurde Richard Strauss Kapellmeister in Weimar, der hier auch seinen Opernerstling Guntram zur Uraufführung brachte (1894). Im Jahr zuvor, 1893, hatte Strauss mit der Uraufführung von Humperdincks Märchenoper Hänsel und Gretel einen großen Coup gelandet, der sich zum Welterfolg entwickeln sollte.
Neubau zu Beginn des 20. Jahrhunderts
1907 wurde der Münchner Architekt Max Littmann damit beauftragt, ein neues Theatergebäude zu entwerfen. Die Einweihung des neuen Hoftheaters wurde am 11. Januar 1908 als feierlicher Staatsakt zelebriert, bei dem Kaiser Wilhelm II. und 70 Intendanten anderer Theater anwesend waren. In der Folgezeit wurde das neu eingerichtete Nationaltheater auch zur politischen Bühne: Vom 6. Februar bis 11. August 1919 tagte die Deutsche Nationalversammlung im Theater, um die Reichsverfassung zu verabschieden. Mit Duldung der konservativen thüringischen Landesregierungen veranstalteten hier die Nationalsozialisten seit 1924 Parteiversammlungen, 1926 wurde im Theater der erste Reichsparteitag der NSDAP nach Aufhebung des Verbotes abgehalten.
Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg
Im Herbst 1944 wurde das Theater geschlossen und zu einer Rüstungsfabrik der Firma Siemens und Halske umfunktioniert. Am 9. Februar 1945 wurde es durch Fliegerangriffe bis auf die Fassade in Schutt und Asche gelegt und nach dem Zweiten Weltkrieg bezeichnenderweise als erstes deutsches Theater wiederaufgebaut. Zum 200. Geburtstag Goethes am 28. August 1949 hielt der zum Ehrenbürger Weimars ernannte Thomas Mann hier seine berühmt gewordene Ansprache an die Deutschen. Während der DDR-Zeit verfügte das Weimarer Nationaltheater mit Harry Kupfer (1966-1973) und seinem Nachfolger Ehrhard Warneke (1973-1999) über zwei außerordentlich erfolgreiche Operndirektoren, die sich besonders für ihr Engagement um das zeitgenössische Musiktheater internationale Anerkennung erwarben. Nach der Wende konnte eine geplante Fusion mit dem Theater Erfurt, die die Abschaffung der eigenständigen Sparten Musiktheater und Schauspiel bedeutet hätte, mit Unterstützung der Weimarer Bürger verhindert werden. Mit dem Übergang in eine gemeinnützige GmbH und den als Weimarer Modell vollzogenen Strukturreformen gelang es, die Eigenständigkeit des Hauses als Drei-Sparten-Theater zu bewahren und es wirtschaftlich und strukturell zu konsolidieren. Ein weiterer Schritt zur Zukunftssicherung des Hauses war die Entscheidung, DNT und Staatskapelle zum 1. Januar 2008 zum Staatstheater Thüringen zu machen.
Künstlerisches Profil
Das Deutsche Nationaltheater und die Staatskapelle Weimar bieten in den Bereichen Musiktheater (Oper, Operette, Musical), Schauspiel und Konzert ein Repertoire von klassischen bis zeitgenössischen Werken, bereichert durch Tanztheater-Gastspiele international renommierter Compagnien und Choreografen. Einladungen zu bedeutenden Theaterfestivals (u. a. Theatertreffen Berlin), Nominierungen und Preise, wichtige Uraufführungen, herausragende Großprojekte wie die Inszenierung des kompletten Ring des Nibelungen (Regie: Michael Schulz) und nationale wie internationale Koproduktionen zeugen von der gewachsenen künstlerischen Stellung des Hauses.
Spielstätten
Die Spielstätten des Deutschen Nationaltheaters Weimar sind:
- das Große Haus, die traditionsreiche Stammbühne am Theaterplatz(alle Sparten) mit 857 Sitzplätzen
- die zwei Nebenspielstätten Foyer (60 bis 120 Sitzplätze) und Studiobühne (87 Sitzplätze) im Haus am Theaterplatz (alle Sparten; „Kleinkunst“)
- die zwei Nebenspielstätten im E-Werk Weimar (176 bis 199 Sitzplätze im Maschinensaal, bis 87 Sitzplätze im Kesselsaal), einer ehemaligen Industrieanlage (alle Sparten)
- die Redoute, das ehemalige Haus der Offiziere, im Norden der Stadt
- das congresscentrum neue weimarhalle (Konzerte der Staatskapelle Weimar
Aktuelles Programm
Das aktuelle Programm der Oper Weimar finden Sie auf unserer Webseite und auf der Webseite des Hauses.
Chefdirigenten
Nach dem Einschnitt des Zweiten Weltkriegs erhielt das Orchester prägende Akzente durch Hermann Abendroth, der bis zu seinem Tod 1956 Generalmusikdirektor und Chefdirigent war. Gerhard Pflüger (1957-1973), Lothar Seyfarth (1973-1979), Rolf Reuter (1979-1980), Peter Gülke (1981-1982), Oleg Caetani (1984-1987 als ständiger Gastdirigent) und Hans-Peter Frank sind als Chefdirigenten bis Mitte der 1990er Jahre zu nennen.
Im Sommer 2002 endete die siebenjährige Amtszeit von George Alexander Albrecht, der Schwerpunkte vor allem in der Sinfonik von Gustav Mahler und dem kompositorischen Schaffen Wilhelm Furtwänglers setzte. In seiner Nachfolge übernahmen der Niederländer Jac van Steen (2002-2005), der Amerikaner Carl St. Clair (2005-2008), der Schwede Stefan Solyom (2009-2016) und der Ukrainer Kirill Karabits (2016-2019) die Position des Generalmusikdirektors und Chefdirigenten des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar.
Quellen: Wikipedia, Oper Weimar