Allgemeines zur Bayerischen Staatsoper
Homepage: Bayerische Staatsoper
Die Bayerische Staatsoper in München zählt zu den renommiertesten Opernhäusern der Welt, mit einer Geschichte, die gut 350 Jahre zurückreicht. Vorstellungen finden im Nationaltheater am Max-Joseph-Platz, im Prinzregententheater, im Alten Residenztheater (Cuvilliéstheater) oder in der Reithalle München statt. Bespielt wird das Opernhaus vom Bayerischen Staatsorchester. Seit 1875 werden hier auch die Münchner Opernfestspiele veranstaltet, weltweit eines der wichtigsten Musikfestivals. Neben den Opernfestpielen, die im Juli/August stattfinden, existiert seit 2022 ein kleineres Festival, „Ja, Mai“, das, wieder Name nahelegt, im Mai stattfindet und sich frühem und zeitgenössischem Musiktheater widmet.
Die Bayerische Staatsoper ist ein Drei-Sparten-Haus und verfügt über ein eigenes Opernorchester, das Bayerische Staatsorchester, und eine Ballettcompagnie, das Bayerische Staatsballett. In einem dichten Repertoirebetrieb finden über 400 Veranstaltungen im Jahr statt, die rund 600.000 Gäste anziehen.
Als eines der wichtigsten internationalen Häuser engagiert die Bayerische Staatsoper in jeder Saison führende Sänger und Regisseure aus aller Welt. Daneben existiert ein festes Ensemble von Sängern und ein Opernstudio zur Ausbildung junger Talente. Das Ensemble bildet mit dem Bayerischen Staatsorchester und dem Chor der Staatsoper die künstlerische Konstante des Hauses.
Geschichte der Bayerischen Staatsoper
Hofoper und Residenztheater
Durch die Heirat des bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria (1636-1679) mit Prinzessin Henriette Adelaide von Savoyen (1636–1676) kam Bayern in den 1650er-Jahren in Kontakt mit der barocken Musikkultur Italiens. Opern wurden damals im Herkulessaal der Residenz aufgeführt, daneben auch in dem neu errichteten Opernhaus am Salvatorplatz, dem ersten freistehenden Opernhaus Deutschlands, das bis 1799 bespielt wurde (es wurde im Jahr 1802 abgerissen und existiert heute nicht mehr). Das Haus fungierte als reine Hofoper, d.h. es diente dem Vergnügen und der Repräsentation des kurfürstlichen Hofes, der Bevölkerung blieben Aufführungen verschlossen.
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts verlagerten sich Aufführungen von Musik- ebenso wie Sprechtheater zunehmend in das vom Hofbaumeister François de Cuvilliés d. Ä. 1751-1753 neu errichtete Residenztheater, das seit 1795 auch der Bevölkerung offenstand. Weitgehend zerstört im Zweiten Weltkrieg, wiederaufgebaut zwischen 1949 und 1951 ist es heute – lokal als „Resi“ bezeichnet – Sitz des Bayerischen Staatsschauspiels. Der heute als Cuvilliéstheater bekannte Bau stellt dagegen eine 1956-1958 an versetzter Stelle wiedererichtete Rekonstruktion des „Alten Residenztheaters“ dar, welche die 1944 ausgelagerten originalen hölzernen Teile des Theaters, d.h. die Rangeinbauten des Zuschauerraumes, integriert. Der weiß-rot-goldene Theaterraum aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stellt ein Hauptwerk des kurbayerischen Rokoko dar. Das Cuvilliéstheater dient ebenfalls dem Residenztheater als Spielstätte, wird aber auch als Museum und für andere Veranstaltungen verwendet.
Königliches Hof- und Nationaltheater
Da sich das Alte Residenztheater mit seinen 560 Sitzen als zu klein für einen allgemein zugänglichen Theaterbetrieb erwies, gab König Maximilian I. Joseph (1756-1825) im Jahr 1810 den Auftrag für die Planung eines neuen Königlichen Hof- und Nationaltheaters, das 1818 eröffnet werden konnte: das bis heute an dieser Stelle existierende Nationaltheater München, Spielort der Bayerischen Staatsoper, des Bayerischen Staatsorchesters und des Bayerischen Staatsballetts. Mit seiner Reihe korinthischer Säulen erinnert die Fassade, angeregt durch das Théâtre National de l’Odéon in Paris, an einen griechischen Tempel. Im Unterschied zum Pariser Haus weist die Nationaloper allerdings einen zweifachen Dreiecksgiebel auf. Auch das Innere arbeitet mit Zitaten nach klassisch-griechischen Anregungen. Architektonisch interessant sind vor allen der Königssaal, die Treppenaufgänge und die Eingangshalle. Der Theaterraum selbst hat eine glanzvolle Innengestaltung in Rot, Gold und Elfenbein. Die prachtvolle Königsloge bildet das Zentrum des 2.101 Zuschauer fassenden Innenrondells. Mit einer Bühnenfläche von 2.500 m² besitzt das Haus nach der Opéra Bastille in Paris und dem Teatr Wielki in Warschau weltweit die drittgrößte Opernbühne. Die Maße der Guckkastenbühne betragen ca. 13,50 Meter in der Höhe und etwa 16 Meter in der Breite. Das Nationaltheater musste zweimal wiedererrichtet werden: schon 1823-1825 nach einem Großbrand, sowie 1958-1963 nach der Zerstörung durch Fliegerbomben im Oktober 1943.
Prinzregententheater
In den Jahren 1900/01 entstand zudem das Prinzregententheater im Stadtteils Bogenhausen im Osten Münchens, von Max Littmann nach dem Vorbild des Bayreuther Richard-Wagner-Festspielhauses erbaut. Es wurde zunächst für Richard-Wagner-Festspiele genutzt, von 1919 bis 1944 auch vom Bayerischen Staatsschauspiel als Sprechtheater. Von 1944 bis zu ihrem Wiederaufbau 1963 beherbergte es die Bayerische Staatsoper. 1963 wurde das Haus wegen Baufälligkeit geschlossen, nach einer Instandsetzung 1988 wiedereröffnet. Heute hat dort die Bayerische Theaterakademie August Everding ihren Sitz, die Studiengänge in Schauspiel, Musical, Oper, Regie, Dramaturgie, Theater-, Film- und Fernsehkritik, Bühnenbild und -kostüm sowie Maskenbild anbietet. In der Akademie entstehen jährlich bis zu 50 Produktionen.
Repertoire der Bayerischen Staatsoper
Innerhalb einer Spielzeit werden jährlich von September bis Juli über 40 Opern aus fünf Jahrhunderten und mehr als 20 Ballette vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart gegeben, dazu Konzerte und Liederabende. Als seine drei „Hausgötter“ betrachtet die Bayerische Staatsoper Wolfgang Amadeus Mozart, Richard Wagner und Richard Strauss, deren Werke in jeder Saison im Spielplan vertreten sind. Daneben ist vor allem das italienische Repertoire der gängigen Werke von Giuseppe Verdi, Gioachino Rossini, Gaetano Donizetti und Giacomo Puccini stark präsent. In geringerem Maße gehören auch die wichtigen osteuropäischen/russischen Komponisten zum regelmäßigen Programm des Hauses, so Pjotr Iljitsch Tschaikowsky, Sergei Prokofjew, Antonín Dvořák und Leoš Janáček.
Uraufführungen an der Bayerischen Staatsoper
Gemäß der Bedeutung erst als höfisches Repräsentationszentrum, später als eine der wichtigsten deutschen und internationalen Opernbühnen, haben die Bayerische Staatsoper bzw. ihre Vorgängerinstitutionen zahlreiche Uraufführungen erlebt: 1753, Catone in Utica von Giovanni Ferrandini (zur Eröffnung des Residenztheaters); 1775, La finta giardiniera und 1781 Idomeneo von Wolfgang Amadeus Mozart; 1811, Abu Hassan von Carl Maria von Weber; 1812, Jephthas Gelübde von Giacomo Meyerbeer; 1818 Die Weihe von Ferdinand Fränzl (zur Eröffnung des Nationaltheaters).
Aufgrund der Förderung Richard Wagners durch König Ludwig II. fand eine Reihe von Wagners Opern in München ihre Uraufführung, so 1865, Tristan und Isolde; 1868, Die Meistersinger von Nürnberg; 1869, Das Rheingold; 1870, Die Walküre; sowie 1888, Die Feen.
Weitere Münchner Uraufführungen sind u.a. 1897, Königskinder (Melodramfassung) von Engelbert Humperdinck; 1897, Sarema von Alexander von Zemlinsky; 1909, Il segreto di Susanna von Ermanno Wolf-Ferrari; 1916, Der Ring des Polykrates und Violanta von Erich Wolfgang Korngold; 1917, Palestrina von Hans Pfitzner; 1920, Die Vögel von Walter Braunfels (2020 erstmals wieder hier zu sehen); 1942, Capriccio von Richard Strauss; 1978, Lear von Aribert Reimann; 1991, Ubu Rex von Krzysztof Penderecki; 2012, Babylon von Jörg Widmann; 2016, South Pole von Miroslav Srnka; und 2020, 7 Deaths of Maria Callas von Marina Abramović.
Aktuelles Programm
Das aktuelle Programm des Hauses finden Sie auf unserer Webseite und auf der Webseite der Bayerischen Staatsoper.
Ensemblemitglieder
Zahlreiche international bedeutende Sänger und Sängerinnen gehörten über die Jahre zum Ensemble der Bayerischen Staatsoper. Zu nennen sind, neben zahlreichen anderen, u.a.: Theo Adam, Kurt Böhme, Inge Borkh, Lisa della Casa, Brigitte Fassbaender, Reri Grist, Hans Hotter, Martha Mödl, Kurt Moll, Lucia Popp, Hermann Prey, Margaret Price, Peter Seiffert, Hertha Töpper, Julia Varady, Astrid Varnay und Fritz Wunderlich.
Intendanten / Chefregisseure der Bayerischen Staatsoper
Georg Hartmann (1945-1952); Rudolf Hartmann (1952-1967); Günther Rennert (1967-1976), Wolfgang Sawallisch (1976-1977, interimistisch); August Everding (1977-1982); Wolfgang Sawallisch (1982-1993, Staatsoperndirektor); Sir Peter Jonas (1993-2006); Kent Nagano (Künstlerische Gesamtleitung), Roland Schwab und Ulrike Hessler (Direktorium) (2006-2008); Klaus Bachler (2008-2020), Serge Dorny (seit 2021)
Generalmusikdirektoren der Bayerischen Staatsoper
Hans Knappertsbusch (1945); Sir Georg Solti (1946-1952); Rudolf Kempe (1952-1954); Ferenc Fricsay (1956-1958), Joseph Keilberth (1959-1968); Wolfgang Sawallisch (1971-1992); Peter Schneider (1993-1998, Chefdirigent); Zubin Mehta (1998-2006); Kent Nagano (2006-2013); Kirill Petrenko (2013-2020); Vladimir Jurowski (seit 2021)