Warum wurde die Oper erfunden?
Allgemeines
Bereits im Theater der griechischen Antike verband man szenische Aktion mit Musik. Die Oper der Neuzeit berief sich immer wieder auf dieses Vorbild und konnte es, weil von der Aufführungspraxis wenig überliefert ist, auf unterschiedlichste Weise deuten. Die Oper im heutigen Sinn entstand Ende des 16. Jahrhunderts in Florenz.
Die Florentiner Camerata
Eine wichtige Rolle in der Entstehungsgeschichte spielte die Florentiner Camerata, ein akademischer Gesprächskreis, in dem sich Dichter, Musiker, Philosophen, Adelige und Kunstmäzene zusammenfanden. Wesentlich für die Erfindung der Oper war der Versuch, das antike Drama wiederzubeleben, an dem nach Meinung der in der Florentiner Camerata versammelten Humanisten Gesangssolisten, Chor und Orchester beteiligt waren. In einer Art Experiment reicherten sie Sprechtheaterstücke durch Musik an, um die dadurch auf eine vollkommenere Stufe zu heben. Heraus kam eine neue Kunstform (bei der Auffassung eine antike Kunstform wiedererweckt zu haben, handelt es sich eher um ein Missverständnis): ein für die Bühne gedachter dramatischer Text, der wie üblich von Darstellern vorgetragen wird, aber nicht wie bisher in gesprochener, sondern gesungener Form und mit musikalischer Begleitung.
Ansprüche an eine neue Kunstform
Da die Erfinder den Text einer Oper in den Mittelpunkt stellten, musste ihre Musik so eingerichtet sein, dass er bei der Aufführung gut zu verstehen war. Eine klare, einfache Gesangslinie wurde zum Ideal erklärt, der sich die sparsame Generalbass-Begleitung unterzuordnen hatte. Hervorstechende melodische Einfälle waren unerwünscht, um den Inhalt der Worte nicht durch den Gesang zu verschleiern. Dieser kam in Form eines so genannten recitar cantando, rezitierender Gesang, zum Einsatz. Er bildet den Gegensatz zur damals sonst vorherrschenden Polyphonie mit ihren komplexen Ton- und Textschichtungen. Mit der Monodie, wie man diesen neuen Stil in Anlehnung an die Antike nannte, sollte das Wort wieder zu seinem vollen Recht kommen. Es entwickelte sich eine Theorie der Affekte, die durch den gesungenen Text transportiert werden konnten und noch den Opernkomponisten späterer Zeiten als Ausgangspunkt diente. Zur Monodie der einzelnen Gesangsstimme gesellten sich Chöre in Madrigal- oder Motettenform. Das Orchester steuert dazu Zwischenmusiken bei, oft in Form von Tänzen.
Väter der Oper und erste Werke
Zur Florentiner Camerata gehörten die Komponisten Vincenzo Galilei (Galileo Galileis Vater), Pietro Strozzi, Giulio Caccini und Jacopo Peri sowie die Dichter Ottavio Rinuccini und Gabrielo Chiabrera, die sich um den Grafen Giovanni de‘ Bardi und später um den Adeligen Jacopo Corsi versammelten. Als erstes Werk der Gattung gilt die 1598 uraufgeführte „favola in musica“ La Dafne von Peri mit einem Text von Rinuccini, von der nur einzelne Fragmente erhalten geblieben sind. Weitere wichtige Werke aus der Anfangszeit sind Peris Euridice (1600) als älteste erhaltene Oper, sowie Euridice (1602) und Il rapimento di Cefalo von Giulio Caccini. Stoffe dieser frühen Opern entnahm man der Schäferdichtung und vor allem der griechischen Mythologie. Wunder, Zauber und Überraschungen, dargestellt durch aufwendige Bühnenmaschinerie, wurden zu beliebten Bestandteilen. Als weiterer Meilenstein der frühen Oper mit geistlichem Sujet gilt Emilio de‘ Cavalieris Rappresentatione di anima, et di corpo aus dem Jahr 1602.
Die Rolle Claudio Monteverdis
Eine besondere Bedeutung bei der Entwicklung der neu erfundenen Gattung Oper kommt Claudio Monteverdis (1567-1643) erster Oper L’Orfeo (1607) zu. Sie wurde anlässlich einer Fürstenhochzeit am 24. Februar 1607 in Mantua uraufgeführt. Hier findet erstmals ein reicheres Instrumentarium Verwendung, ausgebaute Harmonik, tonmalerisch-psychologische und bildhafte Ausdeutung von Worten und Figuren sowie eine die Personen charakterisierende Instrumentation sind zu hören. Monteverdi erweitert die Gesangslinie des recitar cantando zu einem ariosen Stil und legt größeres Gewicht auf die Chöre. Seine Spätwerke Il ritorno d’Ulisse in patria (1640) und L’incoronazione di Poppea (1643) sind in Hinblick auf ihre Dramatik Höhepunkte der Operngeschichte.
Quellen: Wikipedia