Was ist ein Orchester?
Allgemeines
Ein Orchester (altgriechisch ὀρχήστρα orchēstra „Tanzplatz“, d. h. ein halbrunder Platz vor der Bühne eines griechischen Theaters) ist ein groß besetztes Instrumentalensemble, bei dem zumindest einzelne Stimmen mehrfach („chorisch“) besetzt sind. Im Bereich der klassischen Musik unterscheidet man das große Sinfonieorchester vom kleineren Kammerorchester. Daneben gibt es Orchester, die nur aus Musikinstrumenten einer bestimmten Gattung bestehen. In der Oper wird zumeist auf ein vollbesetztes Sinfonieorchester herangezogen, das üblicherweise im abgesenkten Orchestergraben vor der Bühne untergebracht ist.
Sinfonieorchester
Das Sinfonieorchester (alternative Schreibweise: Symphonieorchester) bildete sich in der Mitte des 18. Jahrhunderts aus, unter anderem durch die Komponisten der Mannheimer Schule. Seine Instrumente werden zusammengefasst in Streichinstrumente, Holzbläser, Blechbläser, Pauken, Schlagzeug und andere Instrumente (Klavier, Harfe, Celesta etc.). Generell änderte sich die Zusammensetzung des Orchesters über die musikalischen Epochen stetig. Somit wuchs der Orchesterapparat vom Barockzeitalter (Concerto grosso) bis zur Spätromantik (Gustav Mahler) bzw. Moderne immer weiter an.
Die generelle Besetzung der Blech- und Holzbläser wurde bis zur Spätromantik stetig vielfach vergrößert und um neue Instrumente (wie Tuba oder Bassklarinette) erweitert. Waren in der Wiener Klassik noch 2 Hörner der Standard, verlangen die Werke von Richard Wagner oder Richard Strauss häufig 6 oder 8 (die heute durchschnittliche Besetzung besteht aus 4 Hörnern); auch die bis Mitte des 19. Jahrhunderts noch standardmäßige doppelte Holzbläserbesetzung (2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte) genügte den Komponisten der Romantik oft nicht mehr. Um diesen vergrößerten Bläserkorpus auszugleichen, wurde auch der Streicherapparat deutlich aufgestockt. So verlangt beispielsweise Arnold Schönberg in seinen voluminös orchestrierten Gurre-Liedern alleine 80 Streicher, um der enormen Anzahl der Blechbläser (10 Hörner, 7 Trompeten und 7 Posaunen) standzuhalten.
Orchester: Sitzordnung
Die Instrumente sind auf dem Podium oder im Orchestergraben nach einer bestimmten Anordnung aufgestellt. Üblich ist heutzutage die sogenannte Amerikanische Aufstellung, bei der die in eine erste und eine zweite Stimme aufgeteilten Violinen nebeneinander auf der linken Seite im Vordergrund sitzen; einige Orchester spielen aber auch in der Deutschen Aufstellung, die bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts üblich war und im Rahmen der historischen Aufführungspraxis auch heute noch genutzt wird: Hier sitzen sich 1. und 2. Violinen an den Außenposten vorn gegenüber. Kleinere Unterschiede gibt es auch bei der Platzierung der Bläser. Die unterschiedliche Aufstellung bewirkt eine Verschiebung der Klangbalance, die für normale Hörer jedoch keine allzu großen Unterschiede macht.
Kammerorchester
Ein Kammerorchester ist deutlich kleiner als ein Sinfonieorchester, da die meisten Instrumentengruppen kleiner besetzt sind oder ganz wegfallen. Die Grenzen zum großbesetzten Ensemble sind fließend. Eine spezielle Form bildet das reine Streichorchester. Viele, oft explizit auch als Kammeropern bezeichnete Opern greifen auf ein solch reduziertes Ensemble zurück, beispielsweise Benjamin Britten in einer Reihe von Opern, die für kleinere Bühnen geschrieben wurden, darunter Albert Herring (1947), The Turn of the Screw (1954) oder Death in Venice (1973).
Orchester: Leitung und Hierarchie
Heutzutage werden Orchester normalerweise von einem Dirigenten geleitet, während in der Anfangszeit dem ersten Geiger (Konzertmeister) oder dem Generalbass spielenden Cembalisten diese Rolle zukam. Auch einige moderne Orchester kommen ohne einen Dirigenten aus, besonders kleinere Orchester, die sich auf die historische Aufführungspraxis von Alter Musik spezialisiert haben. Als erster moderner Dirigent gilt der Komponist und Kapellmeister Carl Maria von Weber (1786-1826), der anfangs mit einer Notenrolle, später mit einem Taktstock das Orchester dirigierte.
Der 1. Konzertmeister ist in musikalischer Hinsicht „primus inter pares“. Er interagiert während der Proben und Vorstellungen sowohl mit den Stimmführern der anderen Streichergruppen als auch den Solobläsern, der Solopauke und der Soloharfe. Die übrigen Instrumentengruppen werden von Stimmführern (in Blasorchestern auch Registerführer genannt) geleitet, die in der Regel (wie auch der Konzertmeister) einen Stellvertreter haben, mit dem sie sich das erste Pult teilen. Bei den Bläsern ist derjenige, der die 1. Stimme spielt, der Stimmführer der jeweiligen Instrumente. Werden Holz- und Blechbläser zusammengefasst, gelten die 1. Oboe und die 1. Trompete als Stimmführer. Beim Schlagwerk steht der Paukist der Instrumentengruppe vor. Daneben gibt es bei den Streichern noch sogenannte Vorspieler, die sich in der Hierarchie zwischen den Konzertmeistern bzw. Stimmführern und den Tuttispielern befinden.
Quellen: Wikipedia