Welche Arten von Opern gibt es?
Allgemeines
Auch wenn jede Oper am Ende ihre eigene Gestalt hat, gibt es – abgesehen von hochindividuellen Lösungen und Interpretationen des Begriffs „Oper“ durch bestimmte Komponisten – Merkmale, unter denen sich einzelne Werke zu bestimmten Gruppen zusammenfassen lassen. Für sie haben sich Fachausdrücke herausgebildet, die häufig schon im Werktitel enthalten sind. Bezeichnungen wie z.B. „Opera seria“, „Opera buffa“, „Singspiel“ oder „Grand opéra“ geben dem Zuschauer Hinweise auf Inhalt, Umfang, Gestaltung und Aufbau des jeweiligen Werks, die bei aller Unterschiedlichkeit des Stoffs und der Musik zumeist einem mehr oder weniger festen Schema unterliegen. Aus ihm leitet sich auch ab, ob eine Oper z.B. in kleinere musikalische Einheiten (Nummern und Rezitative) eingeteilt oder „durchkomponiert“ ist, ob darin nur gesungen wird oder auch gesprochene Texte vorkommen. Welche Arten von Opern es gibt, richtet sich hauptsächlich nach der Epoche, aber auch nach nationalen Traditionen.
Wichtige Gattungen
Zu den wichtigsten Operngattungen zählen:
Opera seria: Die von zeitgenössischen Komponisten meist Dramma per musica bezeichnete Opera seria ist eine klassische Gattung der italienischen Oper und dominierte die Bühnen vom späten 17. Jahrhundert bis ins 18. Jahrhundert. Die Handlung ist meist in drei Akte eingeteilt. Ihre Akteure sind Könige, Adelige, Götter und Helden der antiken Mythologie. Hauptträger der musikalischen Handlung sind Rezitative (eine Art Sprechgesang, meist als „Secco“-Rezitativ mit Cembalo-Begleitung), während die Arien eher die Stimmung (Affekte) der Bühnenfiguren widerspiegeln und den Darstellern Gelegenheit für die Zurschaustellung ihrer Virtuosität geben sollen.
Opera buffa: Die „komische Oper“, das italienische Konkurrenzprodukt zur Opera seria, entstand Anfang des 18. Jahrhunderts zeitgleich in Neapel und Venedig. Zunächst als heitere Einlage zwischen zwei Akten eines „ernsten“ Werks eingeschoben, machte sich die Opera buffa bald selbstständig. Hier stehen meist Personen der „niederen Stände“ in komödiantischen Situationen im Vordergrund.
Tragédie lyrique: Etwa zeitgleich mit der bald in ganz Europa verbreiteten Opera buffa entwickelte sich vor allem durch das Wirken von Jean-Baptiste Lully (1632-1687) in Frankreich die typische Nationalform der Tragédie lyrique. In fünf Akte eingeteilt, behandelt sie Themen der griechisch-römischen Mythologie oder aus Ritterepen. Tanzeinlagen nehmen einen breiten Raum ein.
Opéra-comique: Die Opéra-comique ist eine Gattung der Oper, die im Paris des 17. Jahrhunderts aus der Vorstadtkomödie mit Musikeinlagen (Vaudeville) entstand und bis ins 19. Jahrhundert existierte. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass die musikalischen Nummern nicht durch gesungene Rezitative, sondern durch gesprochene Dialoge verbunden sind.
Romantische Oper: Der Begriff romantische Oper wird häufig durch andere Synonyme ersetzt und ist an weniger einheitliche Kategorien gebunden als z.B. die Opera seria. In ihr vollzog sich auch (bei Richard Wagner, 1813-1883) der Übergang von der sogenannten Nummernoper zur „durchkomponierten Großform“ als einheitliche, ineinander übergehende Darstellung ohne eigenständige Arien, Rezitative oder Ensembles. Ausgehend vom deutschen Sprachraum, bildeten auch die Komponisten anderer Länder eigene Ausprägungen der romantischen Oper, etwa in Italien, Frankreich (als Grand opéra) sowie den slawischen Ländern wie Russland, Tschechien oder Polen.
Weitere Gattungen
Opera semiseria: Ein Operntyp, der sowohl Elemente der Seria- und der Buffa-Oper enthält, ist die Opera semiseria. Ein bedeutendes Beispiel hierfür ist Mozarts Oper Don Giovanni.
Singspiel: Das Singspiel ist – als Nummernoper mit meist heiterer Handlung und gesprochenen Dialogen statt auskomponierten Rezitativen – ein deutschsprachiges Pendant zur französischen Opéra-comique. Sehr bekannt in dieser Gattung ist Mozarts Entführung aus dem Serail. Eine Weiterentwicklung besonders in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die Spieloper, zu deren bedeutendsten Vertretern Komponisten wie Albert Lortzing oder Friedrich von Flotow gehören. Eine britische Variante ist die Ballad Opera.
Opéra-ballet: Als Untergattung der französischen Oper des Hochbarock bezieht das Opéra-Ballet den Tanz als handlungstragendes Element verstärkt mit eins. Ihr wohl wichtigster Komponist Jean-Philippe Rameau (1683-1764), der sechs Werke für diese Gattung schuf.
Abgrenzungen
Generell abzugrenzen ist die Oper von ihrer „leichtgewichtigeren“ Schwester, der Operette, dem Musical und anderen Formen wie dem Schauspiel mit Gesangseinlage oder der Revue.
Quelle: Wikipedia