Wer hat die erste Oper erfunden?
Allgemeines
Allgemeinhin als Geburtsstätte der Oper gilt Florenz, wo sich Ende des 16. Jahrhunderts ein akademischer Gesprächskreis versammelte, der als Florentiner Camerata in die Geschichte eingegangen ist. Zu ihm gehörten neben Dichtern wie Ottavio Rinuccini und Gabrielo Chiabrera auch Musiker, Philosophen und Kunstmäzene. Sie hatten sich zum Ziel gesetzt, das antike Drama wiederzubeleben, von dem sie überzeugt waren, dass Gesangssolisten, Chor und Orchester daran beteiligt waren. Die erste wirkliche Oper, die aus den Überlegungen der Camerata hervorging, war La Dafne mit einem Text von Ottavio Rinuccini, die Musik stammt von Jacopo Peri. Die Uraufführung des auf Ovids Metamorphosen beruhenden Stücks fand 1598 vermutlich im Palazzo Corsi-Tornabuoni in Florenz statt. Während das Libretto vollständig überliefert ist, ist die Musik nur fragmentarisch erhalten.
Jacopo Peri
Jacopo Peri wurde am 20. August 1561 in Rom geboren und starb am 12. August 1633 in Florenz. Ersten musikalischen Unterricht erhielt er von Cristofano Malvezzi. Schon bald war er als guter Sänger und Organist bekannt, so dass er von vielen Adeligen zu Festen und Aufführungen eingeladen wurde. 1587 stellte ihn die Fürstenfamilie der Medici ein. 1591 wurde Peri dort Kapellmeister, direttore della musia e di Musiche und fand bald Zugang in den Kreis der Florentiner Camerata. Berühmtheit erlangte er nicht nur als Wegbereiter der Oper, sondern auch durch seinen Spitznamen: Il zazzerino – der Langhaarige / Zottelkopf.
Ottavio Rinuccini
Ottavio Rinuccini, geboren am 20. Januar 1562 war Adliger und Höfling am Hofe der Medici in Florenz. Als Dichter war er Mitglied der Accademia Fiorentina und der Accademia degli Elevati und gehörte zur Florentiner Camerata. Zusammen mit den Mitgliedern der Camerata war Rinuccini am Entstehen mehrerer Florentiner Intermedien beteiligt. Anlässlich der prachtvollen Hochzeit Ferdinando de’ Medicis mit Christine von Lothringen im Jahr 1589 entstanden sechs dieser Zwischenspiele zur Komödie La pellegrina von Girolamo Bargagli, an denen Rinuccini als Textdichter mitwirkte. 1601-03 hielt sich Rinuccini auf Einladung Maria von Medicis in Paris auf und lernte dort die höfische Opernliteratur kennen. Er starb am 28. März 1621 in Florenz.
Kontroverse
Ob Ottavio Rinuccini und Jacopo Peri im Kreis der Florentiner Camerata tatsächlich die erste Oper erfunden haben, ist aufgrund weiterer Ursprünge dieser musikalischen Gattung nicht klar zu beantworten. Jacopo Peri selbst teilt mit, Emilio de’ Cavalieri habe zuvor zwei derartige Werke geschaffen (vermutlich die Pastoralen II satiro und La disperazione di Fileno). Diese hatten jedoch stilistisch noch wenig Ähnlichkeit mit den später als „Oper“ bezeichneten Werken. Als ein wesentliches Merkmal für die Erfindung der ersten Oper gilt die Verwendung einfacher Gesangslinien, welche die erzählte Handlung klar vermitteln können und aus denen das Rezitativ hervorgeht. Die komplexe Polyphonie der Renaissancemusik weicht der einfachen Monodie. Diese Prinzipien finden in La Dafne Anwendung, es existieren jedoch ältere Werke (etwa die Intermedien für das Schauspiel La pellegrina [s.o.], an denen sowohl Peri als auch de’ Cavalieri als Komponisten beteiligt waren) mit ähnlichen Stilmerkmalen.
Weitere mögliche Autoren und Werke
Neben Jacopo Peri und La Dafne kommen noch weitere Autoren in Betracht, die mit ihren Werken für sich in Anspruch nehmen können, die erste Oper erfunden zu haben. Außer der ebenfalls von Peri stammenden, im Jahr 1600 uraufgeführten Euridice (bei der es sich um die älteste komplett erhaltene Oper handelt) gehört dazu eine weitere Vertonung des Euridice-Stoffs von Peris Konkurrenten Giulio Caccini, die darüber die älteste im Druck erschienene Oper ist. Ein weiterer Kandidat bei der Beantwortung der Frage, wer die erste Oper erfunden hat, ist der oben genannte Emilio de’ Cavalieri. Er hatte bis 1599 ebenfalls in Florenz gewirkt. Sein geistliches Werk Rappresentatione di Anima, et di Corpo wurde jedoch im Jahr 1600 in Rom uraufgeführt und wird manchmal ebenfalls in der Literatir als älteste erhaltene und publizierte Oper bezeichnet, andere wiederum klassifizieren sie jedoch eher als Oratorium.
Quellen: Wikipedia