Die Übernahme von David Martons Capriccio-Produktion geht bei den Opernfestspielen der Bayerischen Staatsoper allzu harmlos mit der politischen Dimension des Stücks um. Diana Damrau gelingt immerhin ein weiteres eindrückliches Rollendebüt.
Von Manuel Brug
Die politischen Dimensionen von Capriccio, Richard Strauss‘ lange als Elfenbeinturmschnitzerei abgetanen Opernschwanengesang, haben die Regisseure erst in den letzten Jahren vorsichtig unter der gar nicht so makellosen „L’art pour l’art“-Hülle herausgepult. Schon 1993 ließ Jonathan Miller in seiner Berliner Staatsopern-Inszenierung Bombenalarm heulen und das Licht zucken. Bei Robert Carsen 2004 in Paris marschierten während seiner sonst charmant mit der schönen Theateroberfläche spielenden Deutung sehr diskret die Nazis auf.
Auch Brigitte Fassbaender machte 2018 in Frankfurt das Uraufführungsjahr 1942 deutlich. Während ihr in die Schauspielerin Clairon verliebter Bruder samt den Theaterleuten längst wieder bei deren Bühnenangelegenheit weilt, zieht die Gräfin Madeleine ihr Kostüm aus, einen Trenchcoat und eine Baskenmütze an – und begibt sich mit ihrer musizierenden Dienerschaft nach Paris. Doch in den Instrumentenkästen sind Waffen, die Mitverschwörer haben vorher „Liberation“-Plakate hochgehalten, um sie zu ermahnen: Die Adelige hat sich für die Résistance entschieden. Hier werden wohl weder Worte noch Töne, sondern bald Projektile dominieren.
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