Sébastien Rouland schwelgt in Düsseldorf in den opulent opalisierenden Klängen von Jules Massenets Hérodiade, Lorenzo Fioroni setzt mit praller Ironie ein Kaleidoskop szenischer Volten dagegen.
Von Klaus Kalchschmid
Jules Massenets vielfältiges musiktheatralisches Werk ist an hiesigen Opernhäusern nur mit Manon und seit den späten 1970er-Jahren auch und vor allem mit Werther von 1892 nach Goethes Briefroman vertreten. Aufführungen der Romantischen Oper Esclarmonde (1889), der Märchenoper Cendrillon (1899), des entzückenden Chérubin aus dem Jahr 1905 oder seiner letzten Oper Don Quichotte von 1910 schaffen es nur selten auf die Spielpläne. So ist allein die Wahl von Hérodiade, 1881 in Brüssel uraufgeführt, für die Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf ein Coup, zumal sie mit dem Saarbrücker GMD Sébastien Rouland einen ausgewiesenen Experten fürs französische Repertoire vom Barock bis zur Spätromantik engagieren konnte.
Dank seiner Kompetenz und der exzellenten Musiker der Düsseldorfer Symphoniker tönt aus dem Graben ein süffiger, oftmals üppig aufrauschender Klang, der noch in der größten Lautstärke farbig-differenziert und tiefenscharf leuchtet. Denn der 39-jährige Massenet nutzte drei Jahre vor Manon die reiche Palette seiner überfeinerten Harmonik und süffigen Melodik überbordend und mächtig effektvoll. Da gibt es feinst parfümierte Orientalismen, in sich abgeschlossene, effektvolle Arien, die die jeweiligen sängerischen Qualitäten ausstellen, große Ensembles und Chöre, ausgedehnte, farbenreiche Zwischenspiele und ein leidenschaftliches Gegen- und Miteinander der vier Protagonisten.
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