Frank Castorf enttäuscht in seinem Hamburger Boris Godunow mit einer stalinistisch-dekadenten Geschichtsklitterung ohne Biss. Doch musiziert und gesungen wird prächtig.
Von Andreas Berger
Von wegen Regietheater: In Frank Castorfs jüngster Operninszenierung ist es mal wieder vor allem Aleksandar Denićs Bühnenbild, das für den Effekt sorgt. Für Mussorgskys Boris Godunow an der Hamburger Staatsoper hat er erneut eine seiner bewährten naturalistischen Architekturcollagen auf die Bühne gestemmt. Die Mischung aus Kirchlein und Transformatoren, aus orthodoxen Ikonenfahnen und stalinistischen Statuen, aus Folklore und Oligarchenschick kommt sehr ansehnlich daher, überzuckert die angeblich unvermeidliche Kontinuität diktatorischer Autokratie aber mit gefährlichem Fatalismus. Und nirgends bezieht Castorf Position, nicht bei dem stets für dumm verkauften Volk und nicht bei den festlich gewandeten Streitern um die Macht: Bojaren, Zaren, Prätendenten.
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