An der Griechischen Nationaloper geht Mozarts Don Giovanni online über die Bühne. Für die erste große internationale Koproduktion lässt der Regisseur John Fulljames das Ensemble im Hotel übernachten. Ein Abend der gemischten Eindrücke.
Von Stephan Schwarz-Peters
Seit ihrem Einzug 2017 ins Stavros Niarchos Foundation Cultural Center strebt die Griechische Nationaloper in Athen an die Weltspitze. Dank großer Sängernamen und spektakulären Inszenierungen möchte man eines nicht allzu fernen Tages in einem Atemzug mit Häusern wie der Scala oder der Bayerischen Staatsoper genannt werden. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung hoffte man bereits im Dezember zu machen, mit der Premiere von John Fulljames‘ Don Giovanni-Inszenierung: eine griechisch-skandinavische Koproduktion mit den Opernhäusern in Göteborg und Kopenhagen und die erste internationale Zusammenarbeit der Athener überhaupt. Ein derzeit wohlbekanntes Virus sorgte auch hier für eine Planänderung, und statt im Dezember live ging die Mozart-Oper aufgezeichnet und online im Februar erstmals über die Bühne. Mittlerweile ein alter Hut.
Wenigstens ist Athen nicht von Hotelschließungen betroffen. Zumindest nicht, wenn man dem von Dick Bird sehr realistisch entworfenen und von Fabiana Piccioli nächtlich-stimmungsvoll ausgeleuchteten Bühnenbild glauben darf: eine Businessherberge, 4-Sterne-Plus, kühl, schick, sachlich, anonym, wie geschaffen für die flüchtige Begegnung zwischendurch. Die findet vor und auf den Zimmern statt, im Aufzug, an der Bar. Sieht sich der Titelheld zur Flucht gezwungen, führt diese auch schon mal in den Kühlkeller, wo das Hotelpersonal den frisch gemeuchelten Komtur diskret zwischen herabbaumelnden Schweinehälften versteckt hat.
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