Wozu Einzelkämpfertum, wenn es auch gemeinsam geht? Auf der Plattform OperaStreaming haben sich Opernhäuser der Region Emilia Romagna zusammengetan, um sich der Welt mit einem umfassenden Streaming-Angebot zu präsentieren. Wäre das nicht auch einmal etwas für Deutschland?
Von Stephan Schwarz-Peters
Streaming – das ist doch dieses moderne Zeug, das Opernhäuser immer dann anbieten, wenn die Welt im Lockdown verschwindet und dank horrender Inzidenzen (2020) oder auf Rot gesprungener Krankenhausampeln (2021) das Spiel vor Zuschauern nicht möglich ist. Oder? Nein, ganz so einfältig muss man an die digitale Distribution von Opernaufführungen auch nicht herangehen, haben doch einige Häuser aus einer technisch aufwändigen Ersatzhandlung einen ganz eigenen, höchst kreativen Umgang mit neuen digitalen Ausdrucksformen entwickelt; und damit einen echten Mehrwert zum üblichen Angebot geschaffen, der unter Umständen sogar dazu beitragen könnte, neue, online-affine Publikumsschichten für die alte Tante Oper zu begeistern. Krise als Chance, so heißt es wohl in der Ratgeberliteratur. Bevor man nun aber in verfrühte Freude ausbricht, weil die aus der Zeit gefallenste aller Kunstformen endlich im 21. Jahrhundert angelangt ist, sollte man allerdings erst einmal das Ende der Pandemie abwarten – und im Auge behalten, was von all den innovativen Ideen und Konzepten übrig bleibt, wenn der Alltag wieder durch die Opernhäuser weht.
Zu denen, die sich bereits jetzt schon streamingmäßig in die Zukunft gebeamt haben, gehört die Kulturregion Emilia Romagna, jener malerische Landstrich zwischen Adria und Lombardei mit den Universitätsstädten Bologna und Modena als Angelpunkten, der nicht erst zu den Epizentren der italienischen Opernkunst zählt, seitdem Giuseppe Verdi hier 1813 das Licht der Welt erblickte. Außer in einigen deutschen Bundesländern dürfte es kaum eine andere Gegend auf der Welt mit einer solchen Dichte an Opernhäusern geben wie die Metropolregion mit ihrer bis zur Steinzeit zurückreichenden Kulturgeschichte. Neun dieser Häuser – in Bologna, Piacenza, Parma, Reggio Emilia, Modena, Ferrara, Ravenna und Rimini – haben sich 2019, noch vor Pandemie-Ausbruch, zu einer Art digitalem Verbund zusammengeschlossen. Acht von ihnen sind derzeit darin aktiv. Mit großem Erfolg.
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