Eine prominente Debütantin stellt am Hessischen Staatstheater Wiesbaden ihre erste Regiearbeit vor: Beethovens Fidelio, den die Sängerin Evelyn Herlitzius hier zusammen mit Ausstatter Frank Philipp Schlößmann auf die Bühne gestellt hat, kann sich sehen lassen.
Von Stephan Schwarz-Peters
Am Ende einer Fidelio-Aufführung bejubelt zu werden, ist keine neue Erfahrung für Evelyn Herlitzius. Oft genug hat sie in Beethovens Opern-Schmerzenskind als Leonore auf der Bühne gestanden. Die Jubelerfahrung als Regisseurin zu machen, indes ist für sie neu. Sie hat’s gewagt, die Hochdramatische, und auf Einladung des Intendanten Uwe Eric Laufenberg ihre erste, zunächst nur schüchtern im Hinterkopf schlummernde Regieidee am Wiesbadener Staatstheater in die Tat umgesetzt. Chapeau für den Mut, sich hierfür ausgerechnet den von schroffen Brüchen, dramaturgischen Ungereimtheiten samt Logik-Schnitzern und schwurbeligen Dialogen durchsetzten Fidelio herauszusuchen.
Um es vorwegzusagen: Dessen Widersprüche zu glätten oder gar aus dem Weg zu räumen, ist auch ihr, wie vielen vor ihr, nicht gelungen. Den Fragezeichen, die das Beethoven-Stück in seinem zu Fröhlichkeit geprügelten Schlusspathos hinterlässt, fügt sie sogar noch weitere hinzu. Doch dass sie das Spiel auf der Bühne beherrscht und in der Lage ist, sowohl Bewegungen als auch Bilder zu choreografieren, Spannung und Emotion zu wecken, Raum für Nachdenklichkeit und Interpretation zu öffnen, das hat Evelyn Herlitzius mit ihrem Regie-Debüt bewiesen. Auf beeindruckende Weise. Freilich hat daran auch die Arbeit des Ausstatters Frank Philipp Schlößmann ihren Anteil, der mit seinem panoptischen Gefängnisbau nicht nur eine starke Symbolkulisse für Willkür und Dauerüberwachung geschaffen hat, sondern auch einen multifunktionalen „Spiel-Raum“, für Herlitzius zur weidlichen Nutzung.
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