An der Staatsoper Stuttgart hat Ulrich Rasche Bachs Johannes-Passion inszeniert. Der Abend hat schöne Momente, bietet aber mehr Bild als Bedeutung.
Von Susanne Benda
Ein Paukenschlag. Und dann noch einer. Noch einer, noch einer. Die Schläge geben den Rhythmus vor: für die Menschen, die auf der Bühne einen Fuß vor den anderen setzen. Langsam, mechanisch, mit gesenkten Häuptern widersetzen sich die Sänger des Stuttgarter Staatsopernchors gehend der Bewegung der Bühne. Zwei Stunden lang wird die Drehbühne fast unermüdlich kreisen, zwei Stunden lang werden Sänger – Kollektive hier, Solisten dort – unermüdlich schreiten; zwei Stunden lang wird die Nebelmaschine fast unermüdlich im Einsatz sein, und die einzigen Gestaltungselemente im weiten Bühnenraum sind Rechtecke, die sich vom Schnürboden senken. Sie teilen den Raum und erleuchten das Dunkel: weiß, blau, orange, rot.
Es ist Passionszeit an der Staatsoper Stuttgart, und der Regisseur Ulrich Rasche hat getan, was der Corona-Lockdown von 2021 verhinderte: Er hat Bachs Johannes-Passion ins bewegte Bühnenbild gesetzt. Konkrete Bedeutungszuweisungen gibt es bei ihm allerdings nicht. Zu sehen sind weder Golgatha noch Gethsemane, selbst Kreuze hat er ausgespart. Rasches Passionsgeschichte ist eine Fantasie über das gemeinschaftliche Erleben von Leid, Tod, Verfolgung und Sinnsuche, aber auch von Wut und Hass, alles gezeigt in größtmöglicher Abstraktion.
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