Die deutsche Erstaufführung von Iván Eröds Pünktchen und Anton konnte in Köln coronabedingt nur als Stream laufen – und überzeugte dennoch.
Von Manuel Brug
Nicht nur den normalen Musiktheaterbetrieb hat – bis auf wenige gallische, im aktuellen Fall: spanische Operndörfer – Corona zum Erliegen gebracht. Auch das immer noch zart sprießende Pflänzchen Kinderoper tut sich in Pandemiezeiten schwer. Fehlanzeige in den üppig bestückten, täglich streamenden Videotheken der Wiener Staatsoper oder der Met. Auch die Bayerische Staatsoper, die immerhin wöchentlich ihre „Montagsstücke“ aufpoppen lässt, hält für die gerade in Schulverschlusszeiten auf Abwechslung harrende Jugend nur wenig Altersgerechtes bereit. Umso schöner, dass sich die Oper Köln, die sich bundesweit als eine der ersten großen Institutionen nachdrücklich pädagogisch und theatralisch um den Nachwuchs und damit um die Abonnenten von Morgen gekümmert hat, nicht lumpen lässt und eine vollwertige, mit einer Stunde Spielzeit prallgefüllte Kinderproduktion als Premiere vom Streaming-Stapel lässt. Und nicht nur das: Pünktchen und Anton von Iván Eröd ist zudem eine deutsche Erstaufführung.
Den Namen Eröd kennt man heute eher wegen eines seiner fünf Kinder: Adrian Eröd zählt seit vielen Jahren zu den nicht nur akustisch erfreulichen Ensemblestützen der Wiener Staatsoper, er gastiert auch international, war etwa bei den Bayreuther Festspielen ein eindrucksvoller Beckmesser. Sein Papa Iván (1936 bis 2019) floh 1956 aus Ungarn und avancierte in Wien zum Kompositionsprofessor. Er schrieb in vielen Stilen, mal zwölftönig, mal expressiv, mal neoklassisch. Seine Vertonung des berühmten Erich-Kästner-Kinderbuchs Pünktchen und Anton aus dem Jahr 1931 war 2010 eine Auftragsarbeit für die von Ioan Holender auf dem Dach des Haupthauses in einem Zelt platzierte Kinderoper, die zwar rührig aber immer auch ein wenig konservativ war.
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