Die Inflation macht auch vor der Oper nicht Halt, im Vereinigten Königreich sind erste Auswirkungen bereits zu spüren. Denn die Teuerungsrate hat diesem Sommer eine der konservativsten Spielzeiten seit Langem beschert. Einige gute Produktionen jedoch geben Anlass zur Hoffnung.
Von Alexandra Coghlan
In Zeiten schmerzhaft steigender Lebenshaltungskosten stellt die Oper – zumal die „Landhausoper“ – so etwas wie ein Frühwarnsystem für den gesamten Klassiksektor dar. Das einzigartige britische Netzwerk von saisonal tätigen Kompanien, das in den 1930er-Jahren von Glyndebourne ins Leben gerufen wurde und zu dem heute auch Garsington, Grange Park, Grange Festival, Longborough, Opera Holland Park, Waterperry und West Green gehören, basiert auf einem rein privatwirtschaftlichen Modell. Keine öffentlichen Mittel helfen, die Wechselfälle abzufedern. Wenn sich die Wirtschaft verändert, spürt man hier die Auswirkungen zuerst. Und man sollte sich nicht darüber hinwegtäuschen: Was im ländlichen Surrey oder Sussex seinen Anfang nimmt, kommt früher oder später auch bei der Royal Opera Covent Garden an.
Und ja, es ist – definitiv – bereits zu spüren: Die Programmänderungen hier und da, aufregende Produktionen, die gestrichen und durch Kernrepertoire ersetzt wurden, haben uns eine der konservativsten Spielzeiten seit Langem beschert, aber auch eine deutlich weniger internationale Besetzungspolitik. Opern aus dem 19. Jahrhundert – Tschaikowsky, Massenet, Verdi und Puccini – sind ebenso angesagt wie Mozart, während Belcanto und barocke Raritäten weitgehend out sind. Auch die Inszenierungen tendieren dazu, sicherer, billiger und offensichtlich publikumsfreundlicher zu sein. Glyndebourne setzt sich immer noch hartnäckig für Werke des 20. Jahrhunderts ein, mit Barrie Koskys neuer Fünf-Sterne-Inszenierung von Poulencs Dialogues des Carmélites als Flaggschiff, doch das ist mittlerweile die Ausnahme.
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