Lucia di Lammermoor geht an der Scala in der verlässlichen Nicht-Regie des längst aus der Zeit gefallenen Dekorationsgriechen Yannis Kokkos über die Bühne. Lisette Oropesa und Juan Diego Flórez machen den Abend jedoch zu einem Fest der Stimmen, orchestral getragen von Riccardo Chailly.
Von Manuel Brug
Eine schottische Sinfonie mit betörend schönem Hörnerklang. Mit natürlich wachsenden Crescendi und Diminuendi, fein ausgekosteten Rubati und trotzdem einem natürlichen Fluss der Musiktheater-Ingredienzien. Fein wechselt pikante Rhythmik, butterweich und formvollendet gelingen die Übergänge. Diese Partitur ist ein Wunderwerk der sparsamen, sinnfälligen, herrlich abwechslungsreichen Instrumentierung. Die hier kostbar, genau und mit Liebe behandelt wird, vom Orchester wie vom Dirigenten. Die sich frei entfaltet, dehnt, funkelt. Und deren betörende, immer neu rauschhaft aufscheinende und sich entwickelnde, weltberühmte Melodien so frisch und mitreißend wie am Uraufführungstag wirken.
Und trotzdem ist und bleibt das eine Oper. In der die kostbaren Stimmen dominieren, sich Raum nehmen, über dem orchestralen Luxusteppich, verzaubern, davonschweben, mit höchster Könnerschaft, individueller Klangcharakteristik, menschlich rührendem Atem. Belcanto vom Höchsten und Edelsten. Als synästhetische Balance aus Vokal- und Instrumentalton; sparsam, aber wertvoll gestützt, um sich umso lebhafter und luzider in brillanter Strahlkraft entfalten zu können. Damit ist niemals Lautstärke oder Ungestüm gemeint, sondern romantisch versonnene, tragisch melancholieumschattete Unbedingtheit, Passion, Schicksalsergebenheit. Ebenso emotional wie intelligent interpretiert.
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