Geister- und Menschenwelt, heidnisches Brauchtum und handfeste Folklore hat Nikolai Rimski-Korsakow zur Komödie Die Nacht vor Weihnachten verquirlt. Sebastian Weigle dirigiert die selten gespielte Oper mit Schwung und rhythmischer Eleganz.
Von Uwe Friedrich
Der Schmied Wakula liebt Oksana, aber die ist viel zu kokett und mit sich selbst beschäftigt, um davon viel mitzubekommen. Das betrübt Wakula zwar, aber er nimmt ihre spöttische Forderung ernst, er solle ihr die Schuhe der Zarin bringen, dann könne sie es sich nochmal überlegen. Weil es sich bei Nikolai Rimski-Korsakows Die Nacht vor Weihnachten um eine Komödie handelt, ist die Zarin so nett und die beiden heiraten schließlich. Bis dahin geschehen viele unerhörte Dinge in eiskalten Schneenächten. Da empfängt eine geheimnisvolle Witwe, die gleichzeitig auch Hexe ist, zahlreiche konkurrierende Freier, da tritt der leibhaftige Teufel auf, feiern heidnische Gottheiten die Wintersonnenwende.
Basierend auf einer Erzählung von Nikolai Gogol hat der Komponist eine faszinierende Märchenoper entworfen, in der es ihm gelang, Ernst und Aufklärung mit spielerischer Eleganz und charmanter Fantasie zu verbinden. Der Regisseur Christof Loy hat sich diese Oper ausdrücklich gewünscht und nimmt sie als das, was sie ist: als lose Episodenabfolge mit vielen Genreszenen. Johannes Leiacker hat ihm dafür einen weißen Kubus mit großen Türen gebaut. Der kann im Licht von Olaf Winter eiskalt glitzern, ermöglicht aber auch den nächtlichen Blick in die Tiefe des Universums. Spiralnebel und Kometen ziehen vorbei, der Mond kann nach Bedarf hinein- und wieder hinausgeschoben werden. Wenn es schneit in der kalten russischen Winternacht, dann vor allem hinter den geöffneten Türen. Das wirkt dann wie ein Zitat aus einem Kinderbuch. Sonst kommt der Kunstschnee allenfalls aus der Tüte, die betont offensichtlich über die Bühne getragen wird.
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