Concerto Köln und Kent Nagano präsentieren Wagners Rheingold in der Kölner Philharmonie mit Mut zu Gestik und Sprechgesang.
Von Andreas Berger
Ein Musikdrama muss gut artikuliert sein, sonst ist es keins. Insofern sollte die Grundthese des „historisch informierten Wagner-Gesangs“, wie ihn das Projekt Wagner-Lesarten seit 2018 unter wissenschaftlicher Begleitung entwickelt, allen Sängern, aber auch Dirigenten und Regisseuren in Fleisch und Blut übergehen: „Für Wagner kommt der Operngesang vom Sprechen her.“ Allerdings ist diese Erkenntnis nicht neu und vielfach Praxis. Man höre etwa Marek Janowskis Dresdner Rheingold-Aufnahme mit Theo Adam als Wotan, Siegmund Nimsgern als Alberich und Peter Schreier als Loge. Oder heute Michael Volle und Thomas Blondelle.
Dass schlechte Interpreten, klangverliebte Dirigenten und auf Aktion bedachte Regisseure zuweilen Unverständlichkeit in Kauf nahmen, ist freilich nicht zu leugnen. Insofern ist es vielleicht nötig, wie von Wagner angestrebt, erst über Leseproben und rhythmisches Sprechen zu Klavierbegleitung sich dem eigentlichen Singen zu nähern. Interessant auch der Ansatz, dass sich die Orchestermusiker ebenfalls in Dramaturgie und Psychologie einarbeiten sollen, da sie ja im Beziehungszauber der Motive oft genug kommentierend nach vorn und zurück schauen.
Concerto Köln, Kent Nagano und ein gut besetztes Gesangsensemble haben das für die erste „historisch informierte“ Konzertaufführung des Rheingolds im Rahmen des Wagner-Lesarten-Projekts in der Kölner Philharmonie nun so gemacht. Und so sind es auch die exzellente Diktion und eine trotz der Konzertsituation sehr passend entwickelte Mimik und Gestik der Sängerinnen und Sänger, die allem voran auffallen.
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