Allgemeines zur Deutschen Oper Berlin
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Die Deutsche Oper Berlin ist das größte der drei Opernhäuser in Berlin. Das Gebäude in der Bismarckstraße im Ortsteil Charlottenburg wurde 1961 eröffnet und ersetzte die an gleicher Stelle bis zu ihrer Zerstörung 1943 im Zweiten Weltkrieg 1943 bestehende Deutsche Oper. Das neu errichtete Charlottenburger Haus ist mit 1859 Sitzplätzen eines der größten Theater in Deutschland. Mit der sogenannten Tischlerei besitzt die Oper eine zweite Spielstätte an der Rückseite des Gebäudes, die sich als Werkstatt für zeitgenössische Musiktheater versteht. Gemeinsam mit der Staatsoper Unter den Linden, der Komischen Oper, dem Staatsballett und dem Bühnenservice Berlin bildet die Deutsche Oper Berlin die Stiftung Oper in Berlin.
Geschichte der Deutschen Oper Berlin
Städtische Oper
Die Initiative für die Gründung des Opernhauses ging auf bürgerliche Kreise im damals selbstständigen Charlottenburg zurück, die einen Gegenentwurf zur Repräsentationsbühne der Hofoper Unter den Linden anstrebten. Entsprechend ließ die Stadt Charlottenburg 1911/12 nach Plänen Heinrich Seelings das Deutsche Opernhaus errichten. Es wurde unter der Leitung von Ignatz Waghalter am 07. November 1912 mit Ludwig van Beethovens Fidelio eröffnet. Mit der Eingemeindung Charlottenburgs 1920 und dem Übergang der Trägerschaft 1925 an die Stadt Berlin erhielt das über 2300 Sitzplätze fassende Haus den Namen Städtische Oper.
Deutsches Opernhaus
Ab ging 1934 unterstand die Oper der Leitung durch das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda von Joseph Goebbels und wurde als Zeichen der neuen Linie demonstrativ in „Deutsches Opernhaus“ umbenannt. Als Ministerpräsident des Freistaates Preußen lenkte dagegen Hermann Göring die Staatsoper Unter den Linden. Unter der Leitung von Paul Baumgarten fand 1935 ein Umbau auf 2098 Sitzplätze statt. Entgegen dem ursprünglichen Entwurf mit einem standesunabhängigen Zuschauerraum wurde eine „Führerloge“ geschaffen. Nach der Zerstörung des Hauses im November 1943 fanden die Vorstellungen bis Herbst 1944 im Admiralspalast in Berlin-Mitte statt. Während der Zeit des Nationalsozialismus galt das Haus neben dem Bayreuther Festspielhaus als die Repräsentationsbühne des NS-Regimes schlechthin.
Deutsche Oper Berlin
Nach Kriegsende, schon ab September 1945, nutzte die nun wieder Städtische Oper zunächst die Gebäude des Theaters des Westens in der Nähe des Berliner Bahnhofs Zoo, bis der durch Fritz Bornemann von 1957 bis 1961 gebaute Neubau mit 1865 Sitzplätzen am 24. September 1961 mit Mozarts Don Giovanni eröffnet werden konnte. Im gleichen Jahr erfolgte auf Anregung des Dirigenten Ferenc Fricsay (von 1949 bis 1952 GMD des Hauses und Leiter der Wiedereröffnungsvorstellung 1961) als Reaktion auf den Mauerbau auch die Umbenennung auf den heutigen Namen Deutsche Oper Berlin.
Die Architektur des Bauwerks ist ebenso monumental wie nüchtern, geprägt von der massiven Beton-Kiesel-Frontfassade zur Bismarckstraße. Im Inneren kommt den in zeittypischer Nüchternheit konzipierten Foyers eine wichtige und herausgehobene Rolle als Pausen- ebenso wie als Ausstellungsräume für moderne Skulpturen und Gemälde zu. Treppen und Foyers sind auch als Kulisse für Filme und Werbespots beliebt, Teile der Foyers können zudem für Theatervorstellungen, Vorträge und Festlichkeiten genutzt werden. Der Zuschauerraum ist kein Theater-U in Hufeisenform, vielmehr breit und nur schwach gekrümmt, mit freitragenden Balkons. Von jedem Platz ist die breite Bühne vollständig zu sehen. Die Akustik gilt als die beste aller Berliner Musiktheaterbühnen. Klassische Logen gibt es nicht. Als bedeutende Theaterarchitektur des 20. Jahrhunderts steht das Gebäude unter Denkmalschutz.
Mit der deutschen Teilung kam die nunmehr im Ostteil Berlins gelegene Staatsoper Unter den Linden unter die Leitung des Ministeriums für Kultur der DDR und nahm somit eine eigenständige Entwicklung nach den Vorgaben der DDR-Kulturpolitik. Dadurch fiel zugleich der Deutschen Oper Berlin zunehmend die Rolle eines Repräsentationshauses des bundesrepublikanischen Landes Berlin (West) zu. Entsprechend entwickelte sich die Deutsche Oper Berlin zu einem kulturellen Mittelpunkt, der Gaststars aus aller Welt anlockte. Junge Sängerbegabungen wurden entdeckt, die später an allen großen internationalen Bühnen tätig waren: Evelyn Lear, Gundula Janowitz, José van Dam, Pilar Lorengar, Leonie Rysanek, Anja Silja oder Agnes Baltsa.
1977 inszenierte zum ersten Mal der Felsenstein-Schüler Götz Friedrich an der Deutschen Oper Berlin. Vier Jahre später wurde er ihr Generalintendant und gab dem Haus ein unverwechselbares Profil. Neben ihm wirkten namhafte Gastregisseure wie Herbert Wernicke, Jean-Pierre Ponnelle, John Dew, Günter Krämer, Hans Neuenfels oder Achim Freyer, doch blieb vor allem Götz Friedrich bis zu seinem Tod im Jahr 2000 wegweisend für das Profil des Hauses und ein wichtiger Impulsgeber für musikalische Leben Berlins.
Repertoire der Deutschen Oper Berlin
Als mit Abstand größtes Opernhaus Berlins pflegt die Deutsche Oper das klassische Standardrepertoire des 19. Jahrhunderts mit Eckpunkten wie Richard Strauss, Richard Wagner, Giacomo Puccini und Giuseppe Verdi. Hinzu kommen seit der Intendanz von Kirsten Harms in den Jahren 2004 bis 2011 Wiederentdeckungen von Werken aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie etwa die Szenen aus dem Leben der Heiligen Johanna (entstanden 1939-1943, hier szenisch uraufgeführt 2008) von Walter Braunfels, Das Wunder der Heliane (inszeniert von Christof Loy, 2018) von Erich Wolfgang Korngold, Der Zwerg (Tobias Kratzer, 2019) von Alexander von Zemlinsky, Francesca da Rimini (Christof Loy, 2021) von Riccardo Zandonai oder Antikrist (Ersan Mondtag, 2022) von Rued Langgaard.
Einen wichtigen Stellenwert nimmt das Richard Wagners ein: Parsifal hatte hier 1914 nach Ablauf der Schutzfrist seine deutsche Erstaufführung außerhalb Bayreuths. Der Ring des Nibelungen in der Inszenierung von Götz Friedrich (1984/85) – gespielt bis zur Neuinszenierung durch Stefan Herheim ab 2020 – gilt als epochemachende Regiearbeit. Das Orchester der Deutschen Oper ist zudem eine der größten Rekrutierungsquellen für das Bayreuther Festspielorchester.
Weiter ist das Haus dem Werk von Hans Werner Henze verpflichtet, von dem hier zahlreiche Werke auf- und uraufgeführt wurden (Der junge Lord, UA 1965; Das verratene Meer, UA 1990). Auch die Pflege des Repertoires von Leoš Janáček hat für die Deutsche Oper Berlin große Bedeutung. Neben Wien und München verfügt die Deutsche Oper über ein in Europa einmaliges, gewissenhaft gepflegtes Repertoire von ca. 70 Operninszenierungen in vielfältigsten Regiehandschriften.
Uraufführungen an der Deutschen Oper Berlin
Zu den Uraufführungen an der Städtischen bzw. Deutschen Oper Berlin gehören u.a.: Der Schmied von Gent (1932) von Franz Schreker; Amerika (1966) von Roman Haubenstock-Ramati; Ulisse (1968) von Luigi Dallapiccola; Aus Deutschland (1981) von Mauricio Kagel; Oedipus (1987) von Wolfgang Rihm; Das Schloss (1992) von Aribert Reimann; Edward II. (2017) von Andrea Lorenzo Scartazzini; L’invisible (2017) von Aribert Reimann; Oceane (2019) von Detlev Glanert; und Heart Chamber (2019) von Chaya Czernowin.
Aktuelles Programm
Das aktuelle Programm des Hauses finden Sie auf unserer Webseite und auf der Webseite der Deutschen Oper Berlin.
Intendanten der Deutschen Oper Berlin
Carl Ebert (1954-1961); Gustav Rudolf Sellner (1961-1972); Egon Seefehlner (1972-1976); Siegfried Palm (1976-1981); Götz Friedrich (1981-2000); André Schmitz (kommissarisch; 2000-2001); Udo Zimmermann (2001-2003); Heinz Dieter Sense, Peter Sauerbaum (kommissarisch; 2003-2004); Kirsten Harms (2004-2011); Christoph Seuferle (kommissarisch; 2011-2012); Dietmar Schwarz (seit August 2012)
Generalmusikdirektoren der Deutschen Oper Berlin
Richard Kraus (1954-1961); Heinrich Hollreiser (1961-1964, Chefdirigent); Lorin Maazel (1965-1971); Gerd Albrecht (1972-1974, Musikalischer Oberleiter); Jesús López Cobos (1981-1990); Giuseppe Sinopoli (1990, Vertrag nicht angetreten – Dirigate als Gast); Rafael Frühbeck de Burgos (1992-1997); Christian Thielemann (1997-2004); Renato Palumbo (2006-2008); Donald Runnicles (seit 2009)