Was ist ein Bariton?
Allgemeines
Der Begriff Bariton setzt sich aus den griechischen Wörtern „barys“ („schwer“, „tief“) und „tonos“ („Klang“) zusammen und bezeichnet die mittlere Gesangsstimmlage des Mannes zwischen Tenor und Bass. Der Tonumfang der Bruststimme eines Baritons umfasst ungefähr zwei Oktaven zwischen G und g’. Mit der Kopfstimme kann ein Bariton (selten auch „Baritonist“ genannt) den Ton b‘ erreichen
Geschichte und Rollenprofil in der Oper
In seinem heutigen Verständnis hat sich das Bariton-Fach etwa zu Beginn des 18. Jahrhunderts herausgebildet, doch noch in vielen Opern aus dieser Epoche finden sich als Bass gekennzeichnete Rollen, die in Wirklichkeit tiefe Baritonpartien oder Bassbaritonpartien im modernen Sprachgebrauch sind (z.B. in Opern und Oratorien von Georg Friedrich Händel). Die bekanntesten und charakteristischsten Baritonpartien in der Opernmusik des 18. Jahrhunderts dürften aus der Feder von Wolfgang Amadeus Mozart stammen. Dazu gehören Graf Almaviva in Le nozze di Figaro, Guglielmo in Così fan tutte, Papageno in Die Zauberflöte und Don Giovanni aus der gleichnamigen Oper.
Als der Belcanto-Stil, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Italien aufkam, die vom Kastraten dominierte Opera seria des vorangegangenen Jahrhunderts verdrängte, führte dies dazu, dass sich der Bariton endgültig als eine vom Bass getrennte Stimmgattung etablierte. Traditionell wurden Bässe in Opern als Autoritätsfiguren wie Könige oder religiöse Führer besetzt. Mit dem Aufkommen der „geschmeidigeren“ Baritone erweiterte sich das Rollenspektrum für tiefere Männerstimmen, die nun auch standardmäßig als vertrauenswürdiger Begleiter, manchmal auch als romantische Hauptdarsteller, meist jedoch als negative Antagonisten des in der Hauptrolle besetzten Tenors. Als einer der prägendsten italienischen Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts schuf insbesondere Giuseppe Verdi eine Reihe hervorstechender Rollenporträts mit dieser Zuschreibung, etwa Macbeth, Rigoletto oder Simon Boccanegra in den gleichnamigen Opern, Conte di Luna in Il trovatore, Renato in Un ballo in maschera, Don Carlos de Vargas in La forza del destino oder Jago in Otello.
Eine Weiterentwicklung des Stimmfachs Bariton wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die musikalisch komplexen und körperlich anspruchsvollen Musiktheaterwerke Richard Wagners in Gang gesetzt, der in Partien wie Wotan / Wanderer (Der Ring des Nibelungen), Holländer (Fliegender Holländer) oder Hans Sachs (Die Meistersinger von Nürnberg) auf einen dezidiert heldischen und im Vergleich zum Verdi-Bariton tiefer gelagerten Stimmtypus rekurriert, den so genannten Bassbariton.
Gesangsfächer
Beim Bariton unterscheidet man drei Stimmtypen: lyrischer Bariton, Heldenbariton und Kavaliersbariton. Das ebenfalls gelegentlich genannte Fach Charakterbariton deckt sich im Wesentlichen mit dem Repertoire eines Heldenbaritons.
Lyrischer Bariton
Der lyrische Bariton wird auch Spielbariton genannt und zeichnet sich durch große Höhe sowie eine leichte und bewegliche Stimme aus. Beispiel hierfür sind etwa die Titelrolle aus Giachino Rossinis Il barbiere di Siviglia, Papageno aus der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart oder Valentin aus Charles Gounods Faust.
Heldenbariton
Der Heldenbariton zeichnet sich durch eine gewaltige Stimme mit guter Tiefe aus. Beispielhafte Partien in diesem Fach sind Wotan in Rheingold, Walküre und Siegfried (dort als der Wanderer) von Richard Wagner, Scarpia in Tosca von Giacomo Puccini oder die Titelrolle in Modest Mussorgskis Boris Godunow.
Kavaliersbariton
Charakteristisch für den Kavaliersbariton ist neben einem guten Legato auch eine tragfähige Mittellage. Seinen Namen verdankt dieses Stimmfach der Tatsache, dass es sich besonders für die Darstellung junger Edelmänner auf der Opernbühne eignet; dieser Typus ist kräftiger als ein lyrischer Bariton, aber weniger schwer als der Helden- oder Bassbariton. Hierzu gehört die Titelrolle in Mozarts Don Giovanni, außerdem Escamillo in Carmen von Georges Bizet, die Titelrolle in Eugen Onegin von Pjotr Tschaikowsky und Peter I. in Zar und Zimmermann von Albert Lortzing sowie Giorgio Germont in La traviata und Renato in Un ballo in maschera von Verdi.
Quelle: Wikipedia