Welche Oper eignet sich für Einsteiger?
Die Oper ist eine Kunstform, die allen offensteht. Sie erzählt mal spannende, mal romantische, mal tragische, aber auch komische Handlungen, man kann hier politisch und gesellschaftlich relevanten Themen begegnen, manchmal dienen sie auch der reinen Unterhaltung, ähnlich wie Blockbuster-Filme im Kino. Viele Menschen denken, dass es schwer ist, einen Zugang zur Oper zu finden. Und vielleicht muss man sich am Anfang tatsächlich erst an ihre Art, Geschichten mit musikalischen Mitteln zu erzählen, gewöhnen. Wie bei anderen Werken etwa des Kinos, der bildenden Kunst oder der Literatur gibt es auch im Fall der Oper Werke, die einen einfachen Einstieg in ihre Welt ermöglichen. Einige davon möchten wir vorstellen.
Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte
Nicht umsonst gehört Mozarts 1791 uraufgeführte Oper Die Zauberflöte weltweit zu den beliebtesten Einsteigerwerken. Viele Menschen, die später regelmäßig in die Oper gehen, hat sie bereits im Kinder- und Jugendalter für diese Kunstform begeistert. Das Stück dauert mit Pause etwa drei Stunden und erzählt eine bunte, abwechslungsreiche und vielschichtige Märchenhandlung, in der sich zahlreiche Situationen und Motive wiederfinden, die man heute als „Fantasy“ bezeichnen würde. In der Zauberflöte kämpfen die Mächte des Guten und Bösen, des Lichts und der Dunkelheit miteinander, es gibt spannende Zuspitzungen, die Gelegenheit für spektakuläre Bühneneffekte bieten, aber gerade durch die populäre Figur des Vogelfängers Papageno aber auch viel Komik. Die Musik ist ebenso abwechslungsreich und enthält zahlreiche Hits, die selbst Menschen kennen, die die Oper noch nie gehört haben, etwa die virtuose Arie der Königin der Nacht, „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“.
Georges Bizet: Carmen
Die Geschichte der freiheitsliebenden, sich selbstbewusst in einer machohaften Männerumgebung behauptenden und am Ende in einem dramatischen Showdown ermordeten Zigarettenfabrikarbeiterin Carmen gehört zu den großen Evergreens des Musiktheaters. Neben der schillernden Hauptfigur, der spannende und rasant in Szene gesetzten Handlung ist es vor allem die zündende Musik, der die Oper – übrigens bei der Uraufführung 1875 ein Misserfolg – ihren Kultstatus verdankt. Nicht nur die Handlung wurde vielfach in Filmen u.ä. wieder aufgegriffen. Vor allem Hits wie Carmens „Habanera“ oder die Stierkämpferarie „Auf in den Kampf, Torero“ haben sich geradezu verselbstständigt – nicht nur als Teil der Hoch-, sondern auch der Populärkultur.
Engelbert Humperdinck: Hänsel und Gretel
Eine Binsenweisheit: Aber je früher man mit der Oper in Berührung kommt, desto leichter fällt der Einstieg. Zwar richtet sich Engelbert Humperdincks Adaption des berühmten Märchens nicht (nur) dezidiert an Kinder. Durch ihren einfachen Aufbau, ihre klare Handlung, die in schillernden Märchenfarben gemalte, fantasieanregende Musik, in der sich spätromantische Klangfülle und volksliedhafte Einfachheit vereinen, und die mit übersichtlichen, auch für jüngeres Publikum gut nachvollziehbaren Kontrasten arbeitende Personenzeichnung eignet sich das 1893 uraufgeführte Stück als guter Einstieg. Dass sie vornehmlich in der Weihnachtszeit auf dem Programm steht, verleiht dem Besuch dieser Oper zudem einen besonderen und festlichen Charakter. Ideale Voraussetzungen, um sich nachhaltig von der Magie der Oper verzaubern zu lassen. Mit zweieinhalb Stunden (samt Pause) ist das Stück auch nicht allzu lang.
Giacomo Puccini: La bohème
Giacomo Puccinis La bohème gehört zu den berühmtesten Opern, die je geschrieben wurden. Als Einstieg in die Kunstform eignet sich das Stück über eine Pariser Künstler-WG im 19. Jahrhundert und die tragische Liebesgeschichte des Dichters Rodolfo und seine schwerkranke Geliebte Mimì, die am Ende der Oper in einer herzzerreißenden Szene an den Folgen ihrer Lungenschwindsucht stirbt, vor allem für Menschen, die große Emotionen auf der Bühne erleben möchten. Dabei ist es nicht nur die Handlung, die diese Gefühle trägt, sondern vor allem auch Puccinis geniale, hochmelodische und anrührende Musik. Da heute so gut wie jedes Opernhaus deutsche Übertitel über der Bühne einblendet, muss man – wie bei allen fremdsprachigen Opern – nicht befürchten, der Handlung nicht folgen zu können. Doch selbst ohne den Text zu kennen, teilt sich die Intention des Stücks in der Musik hervorragend mit, und schon deshalb eignet es sich gut als Oper für den Einstieg.
Giuseppe Verdi: Aida
Unter den Opern von Giuseppe Verdi gibt es viele Empfehlungen für Operneinsteiger. Vielleicht eignet sich Aida besonders gut, weil das Stück erstens sehr bekannt ist und zweitens viele von Verdis Errungenschaften für das Musiktheater auf exemplarische Weise vor Augen führt. Es gibt eine leidenschaftliche Liebesgeschichte, dramatisch aufgeraut durch eine eifersüchtige Widersacherin; das Setting im Alten Ägypten erweist sich nicht zuletzt in der berühmten Szene mit dem weltbekannten „Triumphmarsch“ als spektakulär; die Dramaturgie ähnelt der eines Kinofilms und ist mit heutigen Sehgewohnheiten gut vereinbar. Und wie bei vielen Opern Verdis – von Nabucco über Rigoletto bis zu La traviata – ist die Hitdichte unvergleichlich.