Wer war Gaetano Donizetti?
Allgemeines
Gaetano Donizetti war ein italienischer Opernkomponist des frühen 19. Jahrhunderts und zählt zu den bedeutendsten Vertretern der Belcanto-Ära. Neben Gioachino Rossini und Vincenzo Bellini prägte er das italienische Musiktheater nachhaltig und bereitete zugleich den Weg für nachfolgende Komponisten wie Giuseppe Verdi. Donizettis Opern zeichnen sich durch gesangliche Eleganz, melodische Erfindungskraft und eine geschickte Dramaturgie aus. Besonders bekannt sind Werke wie Lucia di Lammermoor, L’elisir d’amore oder Don Pasquale, die bis heute auf den Spielplänen der internationalen Opernhäuser stehen.
Biografie
Domenico Gaetano Maria Donizetti wurde am 29. November 1797 in Bergamo geboren. Er stammte aus einfachen Verhältnissen – sein Vater war Tuchmacher. Schon früh fiel sein musikalisches Talent auf, was ihm 1806 die Aufnahme in die Musikschule der Kirche Santa Maria Maggiore ermöglichte, wo er unter der Anleitung von Simon Mayr, einem deutschen Komponisten, systematisch unterrichtet wurde. Mayr wurde für Donizetti zum wichtigen Mentor und ermöglichte ihm ein Stipendium am Konservatorium in Bologna.
Donizettis erste Oper, Enrico di Borgogna, wurde 1818 uraufgeführt. In den folgenden Jahren komponierte er unermüdlich und feierte zunehmend Erfolge – zunächst in Neapel, später auch in Mailand, Rom und Wien. Mit der Oper Anna Bolena (1830) gelang ihm der internationale Durchbruch. Spätestens seit der Uraufführung von Lucia di Lammermoor (1835) und mit dem Tod von Vincenzo Bellini im gleichen Jahr galt Donizetti als führender Komponist seiner Zeit.
Die 1830er-Jahre waren für Donizetti künstlerisch äußerst produktiv, persönlichen aber von Schicksalsschlägen geprägt: Er verlor seine Eltern, seine Frau Virginia Vasselli und seine drei Kinder innerhalb weniger Jahre. Trotz dieser Tragödien setzte er seine Arbeit fort und komponierte in rascher Folge Meisterwerke wie La fille du régiment, La favorite oder Don Pasquale.
Ab etwa 1845 machten sich bei Donizetti jedoch die Symptome einer schweren Syphilis bemerkbar, die sein geistiges und körperliches Befinden zunehmend beeinträchtigten. Er wurde 1846 in eine psychiatrische Anstalt in Ivry bei Paris eingeliefert und später nach Bergamo zurückgebracht, wo er am 8. April 1848 im Alter von nur 50 Jahren verstarb.
Musik
Donizettis Musik ist stark im Stil des Belcanto verwurzelt. Der Begriff beschreibt eine italienische Operntradition, die besonderen Wert auf gesangliche Schönheit, stilistische Eleganz und technische Virtuosität legt. Innerhalb dieses Rahmens brachte Donizetti bedeutende Entwicklungen auf den Weg. Er verband eingängige Melodien mit nuancenreicher Charakterzeichnung und dramatischer Spannung – ein Ansatz, der später von Giuseppe Verdi weiterentwickelt wurde.
Donizetti gelang es meisterhaft, sowohl ernste als auch komische Stoffe zu vertonen. Während Opern wie Lucia di Lammermoor oder Roberto Devereux durch emotionale Tiefe, düstere Atmosphäre und tragische Schicksale geprägt sind, überzeugen Werke wie L’elisir d’amore oder Don Pasquale durch ihren Esprit, ihre musikalische Leichtigkeit und ihren Humor.
Charakteristisch für Donizettis Musik sind Arien mit weit ausschwingenden Melodiebögen, dramatisch zugespitzte Finali und ein sehr sängerfreundliches Schreiben. Gleichzeitig war Donizetti offen für Einflüsse aus der französischen Grand opéra, was sich insbesondere in seinen späteren Werken wie Dom Sébastien oder La favorite zeigt. Dabei legte er verstärkt Wert auf orchestrale Farben und durchkomponierte Szenen.
Opern
Das Opernschaffen Donizettis umfasst mehr als 70 Bühnenwerke. Viele davon sind heute wiederentdeckt worden und erleben auf Festivals und in spezialisierten Häusern eine Renaissance, auch wenn die Zahl seiner im gängigen Repertoire verankerten Werke deutlich kleiner ist. Zu seinen bekanntesten Opern zählen:
- Enrico di Borgogna (1818)
- Zoraida di Granata (1822)
- Anna Bolena (1830)
- L’elisir d’amore (1832)
- Lucia di Lammermoor (1835)
- Maria Stuarda (1835)
- Roberto Devereux (1837)
- La fille du régiment (1840)
- La favorite (1840)
- Don Pasquale (1843)
- Dom Sébastien, roi de Portugal (1843)
Donizetti schuf dabei einen beeindruckenden musikalischen Kosmos zwischen Komödie, Tragödie und Historiendrama. Viele seiner Opern – darunter die sogenannte Tudor-Trilogie (Anna Bolena, Maria Stuarda, Roberto Devereux) – widmen sich dem englischen Hochadel und zeichnen sich durch raffinierte politische und emotionale Konstellationen aus. Mit seinem Werk hat Gaetano Donizetti den Belcanto entscheidend geprägt und eine Brücke zur dramatischeren Opernform des späteren 19. Jahrhunderts geschlagen.









