Am Saarländischen Staatstheater wird Richard Straussʼ Ariadne auf Naxos zur Corona-Oper aktualisiert. Die braucht zwar etwas, um ihren Reiz zu entfalten, aber am Ende wird diese „Expedition ins Jetzt“ mit stürmischem Beifall gefeiert.
Von Jesper Klein
Wie kann ein post-coronales Musiktheater aussehen, das die verschiedenen Aspekte dieser außergewöhnlichen Zeit künstlerisch reflektiert? Diese oder ähnliche Fragen stellen sich Intendanten und Dramaturgen landauf, landab. Zu einschneidend war und ist diese Pandemie, als dass man sie in einem nach gesellschaftlicher Bedeutung strebenden Theater einfach ignorieren könnte. Standen eineinhalb Jahre lang flexible (Streaming-)Lösungen und Anpassungen an die veränderten Produktionsbedingungen im Vordergrund, nähern wir uns jetzt langsam der Zeit des Reflektierens. Wobei die Auswirkungen der Krise noch allzu deutlich sichtbar sind: Denn trotz ausverkaufter Premiere war im hygienekonzeptkonform besetzten Saarländischen Staatstheater an diesem Premierensonntag noch reichlich Platz.
In Saarbrücken spielt man Richard Straussʼ Ariadne auf Naxos, also eine Oper, die selbst eine Oper zum Thema hat und somit wohl die ideale Vorlage für das Reflektieren des eigenen Tuns liefert. Die beiden jungen Regisseurinnen Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka haben jedenfalls etwas gewagt und eifrig bearbeitet. Die Rolle des Haushofmeisters teilt man in einen Intendanten und eine Politikerin auf, zudem gibt es neue Texte und mit ihnen einen zusätzlichen Prolog. Der beginnt damit, dass der neu gewonnene Intendant (gespielt vom nicht zuletzt Tatort-erfahrenen Schauspieler Hartmut Volle) über Theater und Wirklichkeit sinniert, über finanzielle und geistige Abhängigkeiten, über Systemrelevanz, Subventionen und so weiter. Es geht um Corona, wir haben verstanden.
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