Es bleibt bei der Corona-Version in Demis Volpis Inszenierung von Herzog Blaubarts Burg. Das Konzept ist interessant, seine Umsetzung jedoch schwankt zwischen tiefer Symbolik und bloßer, fast hilfloser Bebilderung.
Von Stephan Schwarz-Peters
So richtig möchte die Stimmung nicht aufkommen beim Saisonauftakt in Düsseldorf, zu sehr noch konzentriert sich hier in der Rheinoper alles auf das pandemiediktierte Klein-Klein. Während sich wenige Meter entfernt in der Altstadt schon wieder hordenweise Junggesellenabschiede gegenseitig auf die Füße trampeln, herrscht im Zuschauerraum strenges Abstandsgebot mit jeweils einer freigehaltenen Sitzreihe. Dass im Anschluss an die Aufführung von Béla Bartóks symbolistischem Einakter Herzog Blaubarts Burg kein Applaussturm losbrechen würde, erklärt sich angesichts des spärlich bevölkerten Auditoriums von selbst. Hätte ihn Demis Volpis Inszenierung unter normalen Umständen verdient? So ganz überzeugt einen diese Vorstellung nicht.
Bartóks Opernkurzerzählung ist ein reiner Kopfthriller; darin meint die von Blaubart als Braut heimgeführte Judith in pathologischer Selbstüberschätzung, sie könne und müsse ihren Galan von seinen Obsessionen befreien, indem sie ihn zur Enthüllung seiner finstersten Geheimnisse drängt. Doch in den Abgründen von Blaubarts Seele, die sich hinter den von ihr aufgestoßenen sieben Türen verbergen, verfängt sie sich am Ende und versinkt. Wie der Dichter Béla Balázs‘ in seiner Vorlage, fasst auch Demis Volpi die Handlung streng symbolistisch auf. Als Koproduktion der Opern- und Tanz-Sparte flicht der neue Düsseldorfer Ballettchef akzentuierende choreografische Elemente in seine Inszenierung mit ein; der Tanz, als transzendente Ausdrucksform, übernimmt darin eine Vermittlerfunktion zwischen den Geschehnissen hinter dem dunklen Burggemäuer – das Schloss ist als Bauklotzmodell am rechten Bühnenrand präsent – und dem, was sich ebenfalls dunkel hinter Blaubarts Hirnschale auftürmt.
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