Zwei Anläufe hat der Regisseur Richard Jones bereits zum Ring genommen, mit durchwachsenem Ergebnis. Und auch der dritte Versuch, eine Walküre an der English National Opera, die vielleicht zur kompletten Tetralogie ausgebaut werden soll, lässt künstlerisch und interpretatorisch viele Fragen offen.
Von Hugh Canning
Einstens angedacht während der kurzen Amtszeit von Mark Wigglesworth als Musikdirektor – September 2015 bis März 2016 –, gelangte Die Walküre am 19. November dieses Jahres endlich auf die Bühne der English National Opera, nachdem seither sowohl Dirigent als auch Regisseur gewechselt hatten: Auf Wigglesworth folgte Martyn Brabbins, und als eine ihrer ersten Entscheidungen als neuer Künstlerischer Leiterin (nach Daniel Kramer, der nur drei Jahre am Haus blieb), engagierte Annilese Miskimmon Richard Jones – zunächst nur für diese Produktion, dann für alle vier Ring-Teile. Die Metropolitan Opera soll die Produktion später übernehmen, noch vor Barrie Koskys Neuinszenierung für Covent Garden. Soweit sich sagen lässt, wäre dies wohl in der Spielzeit 2026/27.
In Gänze hat die ENO die Tetralogie seit 1979 nicht mehr aufgeführt (die berühmte Inszenierung von Reginald Goodall, Glen Byam Shaw und John Blatchley unter der Leitung von Charles Groves). Phyllida Lloyds jüngere Regiearbeit war 2004/05 lediglich in vier Einzelaufführungen zu sehen gewesen. Ein Ring also unter einem wenig glückhaften Stern. Und nachdem sich nun der Vorhang zu Jones‘ „erstem Tag“ gehoben hat – seine dritte Regie des Werks nach Produktionen für die Scottish Opera 1991 und das Royal Opera House 1994 –, bleibt dessen Schicksal auch weiterhin eher fraglich, von einem Transfer über den Atlantik an die Met ganz zu schweigen. Jones‘ erster Ring-„Zyklus“ – seinerzeit abrupt mit der Walküre beendet, als der Scottish Opera das Geld ausging – war in mancherlei Hinsicht die originellste und interessanteste der Inszenierungen: so bunt und comichaft (entworfen von Nigel Lowery, der mit Jones auch in Covent Garden arbeitete) wie die aktuelle Produktion monochrom und eintönig daherkommt.
Jetzt weiterlesen!
Dies ist Premiummaterial. Testen Sie unsere Angebote, um den gesamten Artikel zu lesen.
Abonnieren
Das aktuelle gedruckte Heft jetzt bestellen oder komplett online lesen!Jetzt mit wenigen Klicks zum OPER!-Inhalt
Ausprobieren
Zwei ausgewählte Artikel kostenlos lesen? Dann registrieren Sie sich hier!In dieser Ausgabe kostenlos: