Der Rosenkavalier in Robert Carsens Erfolgsinszenierung gehört zum Repertoire der Metropolitan Opera und würde nach sechs Jahren normalerweise kaum für Aufsehen sorgen. Das tat er allerdings wegen einer Neubesetzung der Marschallin nun doch – denn die wurde erstmals von der sonst in erheblich dramatischeren Gefilden singenden Lise Davidsen verkörpert.
Von Eric Myers
Robert Carsens vielgereiste, aktualisierte Inszenierung des Rosenkavaliers ist am 27. März an die Metropolitan Opera zurückgekehrt. Die Koproduktion von Met, Teatro Regio Turin, Covent Garden und dem Teatro Colón, deren Wurzeln auf Carsens Produktion für die Salzburger Festspiele 2004 zurückgehen, hatte sich bei der Hauspremiere 2017 einigen Erfolgs erfreuen dürfen. Die jüngere Fassung, deren Handlung im Uraufführungsjahr der Oper, 1911, angesiedelt ist, glättete einige der raueren Kanten von damals, was der Inszenierung durchaus zugutekommt.
Die Idee, das Stück im Jahr seiner Uraufführung zu verorten, kann man kaum revolutionär nennen. Schon Jonathan Miller wählte diesen Ansatz für seine Regiearbeit an der English National Opera 1994. Trotz der spezifischen Libretto-Details funktioniert diese zeitliche Übertragung recht gut: Die Habsburgermonarchie geht ihrem Ende entgegen, die Vorahnung des Ersten Weltkrieges verleiht der neuen Fassung eine tiefe Resonanz. Carsen betont dies noch mit einem Knalleffekt am Ende, wenn ein Bataillon Soldaten plötzlich auf der Bühne erscheint und in den letzten Sekunden der Oper eine dröhnende Salve abfeuert – auch wenn dies quersteht zu Strauss‘ jubilierenden Schlussakkorden, die mit Tod und Zerstörung rein gar nichts zu tun haben. Gleichwohl, die Fin-de-siècle-Umdeutung ist prachtvoll, Paul Steinbergs Wiener Sezessions-Rokoko eine reine Freude, während Brigitte Reiffenstuels Kostüme an die Kreationen Paul Poirets denken lassen. Carsens Personenregie ist durchgängig einleuchtend, auch wenn man auf die hyperaktive Komparserie im zweiten und dritten Akt gern verzichten möchte. Sie bietet nichts weiter außer Ablenkung.
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