Die Oper Dortmund zeigt mit Frédégonde das Gemeinschaftswerk dreier Komponisten. In der Regie von Marie-Eve Signeyrole wir das zu einem schaurig-schönen Opernfestspiel.
Von Roland H. Dippel
Beim dritten Anlauf (dank Corona) gab es doch noch eine rasante und tumultuöse Premiere. Das liegt nicht nur an einer Oper, für deren Uraufführung 1895 in Paris gleich drei französische Komponisten musikalische Muskelspiele und Nervenbahnen lieferten, sondern auch an der Oper Dortmund und ihrer Zusammenarbeit mit dem Palazzetto Bru Zane. Frédégonde nach dem Textbuch von Louis Gallet ist – von Ernest Guiraud in den ersten Akten eher Wagner-affin vertont, in denen von Camille Saint-Saëns etwas näher am späten Verdi – ein exzessiver Fetzer: Für den aus dem Parkett zu Paul Dukas’ wirkungssatter Orchestrierung singenden Chor unter Fabio Mancini war das chauvinistisch oder teutonisch, meistens aber laut und schmetternd. Viel meisterlicher Lärm also um eine Maria-Stuart-Konstellation. Hier geht es Magnéric, dem Stiefsohn der mordenden Aufsteigerin, trotz schmelzenden Blicks und charismatischen Tenors an den Kragen. Frédégonde – unter der schwergewichtigen Krone aus Silbereisen – durchbohrt am Ende mit einem Dolch den Mann, den sie offenbar begehrt. Dieser sinkt entseelt zu Boden, in Zeitlupe.
Das Ereignis findet im Opernhaus Dortmund nur auf der bühnenbreiten Leinwand statt. Als Corona-Prophylaxe hatte Marie-Eve Signeyrole für eine eventuelle konzertante Aufführung im historistischen Schloss Bodelschwingh und seiner Umgebung diesen formidablen Stummfilm gedreht. Vor diesem heucheln und meucheln die Solisten in dieser Inszenierungsausgabe letzter Hand mit physischer und vokaler Top-Präsenz an Fabien Teignés langer Tafel.
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