Bei seinem Opern-Dirigierdebüt in Paris macht Philippe Jaroussky aus Händels Giulio Cesare ein Fest der Stimmen. Die Regie mystifiziert die Kriegshandlung als Schicksalsgewebe.
Von Andreas Berger
Der Applaus ist bereits triumphal, noch ehe Philippe Jaroussky überhaupt sein Pult im Graben des Théâtre des Champs-Élysées erreicht hat. Der sängerisch vielfach so gefeierte Countertenor bekommt auch als Dirigent des Ensembles Artaserse einen enormen Vertrauensvorschuss. Dieser ist auch voll gerechtfertigt, denn Jaroussky leitet das Spezialensemble bei Händels Giulio Cesare in Egitto in Paris mit Spannkraft, ist dabei wie zu erwarten den Sängerinnen und Sängern ein gefühlvoll mitgehender Begleiter. Da wird auch die x-te klagende Arie in dieser verwicklungsreichen Handlung mit lang ausgebreiteter Inbrunst ausgekostet. Und die Sängerinnen dürfen funkeln.
Man hatte Cleopatra immer energischer in Erinnerung, Sabine Devieilhe aber überzeugt vor allem mit emotionaler Hingabe, der sie ihre fantastischen Koloraturen und fliegend leichten Höhen als Zeichen der Erschütterung aufsteckt. Bei allerhöchsten Tönen wird die Stimme dünn, woraus sie eine Kunst macht. Wohltuend rund und weich klingt Gaëlle Arquez’ schon längst als Carmen geprüfter Mezzo in der Rolle des Giulio Cesare; das schafft ein gutes Gegengewicht zu Devieilhes eher leichter Stimme. Arquez singt mit Entschiedenheit den trompetenumspielten Feldherrn und ergeht sich zur vogelgleich jubelnden Geige in erotisch-duftiger Vorfreude im Liebesgarten. Solch delikat instrumentierten Szenen gibt sich Jaroussky mit Vorliebe hin. Bei ihm dürfen auch Instrumente singen.
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