Mit filmischer Sogkraft und herausragender Klangkultur beklagt La Juive am Grand Théâtre in Genf die grausame Sinnlosigkeit des religiösen Fundamentalismus.
Von Anna Schors
Ein Prinz mit frivolem Lebenswandel, ein religiös fanatischer Übervater, eine junge Frau, die sich aus Versehen dem falschen Mann hingibt; zum Schluss noch eine öffentliche Hinrichtung vor prunkvoller historischer Kulisse: Auf den ersten Blick folgt La Juive von Jacques Fromental Halévy einem sicheren Kochrezept für eine typische Grand opéra, wie sie Mitte des 19. Jahrhundert bei der Pariser High Society in Mode war. Und doch kann das Stück mehr als Entertainment für die Bourgeoisie. Librettist Eugène Scribe, der wie Halévy selbst Jude war, hat mit La Juive eine eindringliche und bis heute hochaktuelle Geschichte über die grausame Sinnlosigkeit religiösen Fundamentalismus geschaffen.
In der Konzilstadt Konstanz des Jahres 1414 führen der Juwelier Eléazar und seine Tochter Rachel das beschwerliche Leben gesellschaftlicher Außenseiter. Ihres jüdischen Glaubens wegen sind sie täglich Anfeindungen ausgesetzt. Zu allem Überfluss erfährt Rachel auch noch, dass ihr heimlicher Liebhaber, der sich bisher als Jude ausgegeben hat, in Wirklichkeit Fürst Léopold und mit der Nichte des Kaisers verlobt ist. Da Liebschaften zwischen Juden und Christen unter Todesstrafe stehen, nimmt das Unglück seinen Lauf, und unter der Führung des Kardinals Brogni werden das frevelhafte Paar und Eléazar zum Tod verurteilt.
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