Am Opernhaus Zürich bringen Enrique Mazzola und David Alden mit Roberto Devereux das dritte von Donizettis Königinnen-Dramen heraus. Mit Inga Kalna und Anna Goryachova stehen zwei neue, sehr unterschiedliche Protagonistinnen auf der Bühne – auf der vieles in Bewegung ist, aber wenig läuft.
Von Tobias Gerosa
Der Anfang will schocken: Zu den düstern Orchesterschlägen, die Enrique Mazzola hart spielen lässt und durch lange Pausen trennt, liegen in einer riesigen Blutlache ein Körper und ein abgeschlagener Kopf: Dem kleinen, rothaarigen Mädchen nach, das daneben steht, ist die Leiche Anna Bolena, Mutter der zukünftigen Elisabeth I., über deren Legitimität jener Tod auf dem Schafott stets einen Schatten warf. Die Lache lässt sich nicht wegwischen, Elisabeths Herrschaft steht auf blutigem Grund.
Dahinter steht Gideon Daveys gigantische, geschwungene Marmorwand: Macht- und Einschüchterungsarchitektur, vor der die Menschen zu gesichtslosen Puppen (der eher massig klingende, bisweilen etwas schleppende Chor) werden. Ein zweites marmornes Halbrund wird immer wieder herein- und herausgerollt, mit offener Seite schafft es etwas intimere Räume, mit geschlossenem Bogen zur Rampe verengt es. Etwa ein Dutzend Bühnenarbeiter zieht und dreht und rangiert das Element und sorgt so für Gewusel, das eher ablenkt als bereichert, auch wenn die Drehungen überraschende neue Räume und Bilder hervorzaubern: mal ein Thron- oder ein Arbeitszimmer, mal ein rätselhafter Felsen, auf dem die Queen wie Brünnhilde das Todesurteil verkündet oder schließlich verzweifelt.
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