Stimmlich überzeugt die neue Rusalka in Covent Garden ohne Weiteres. Doch erzählerisch hätte sich mit einer Sängerin wie Asmik Grigorian in der Titelpartie noch mehr reißen lassen – wenn die Regie es denn gewagt hätte.
Von Alexandra Coghlan
Londons Royal Opera House hatte bis 2012 gewartet, ehe es seine erste Rusalka überhaupt präsentierte – und setzte sie dann prompt in den Sand. Die Bordell-Geschichte von Jossi Wieler und Sergio Morabito (ursprünglich in Salzburg zu sehen) war ausgesprochen hässlich und krude, und provozierte sowohl einen Buh-Orkan als auch schlechte Kritiken. Vielleicht wollte man aus diesem Grund nunmehr auf Nummer sicher gehen – und verfiel ins andere Extrem. Die Produktion von Natalie Abrahami und Ann Yee ist zwar weder hässlich noch krude, aber auf der anderen Seite auch wenig interessant.
Natur durchwebt Dvořáks Oper – sie leuchtet im Mondlicht, tönt im Stampfen der Waldgeister auf der feuchten Erde, strömt und wirbelt in Rusalkas See. Ein Setting, das sich geradezu anbietet, um von Raubbau und von den Zerstörungen der Klimakrise zu erzählen. Abrahami und Yee tun dies, allerdings eher verhalten. Die ökologisch nachhaltige Produktion – ein großer Teil des Bühnenbildes und viele Kostüme wurden umgenutzt oder recycelt – ist mehr Meditation als Polemik: Naturfantasie des 19. Jahrhunderts geronnen zu zeitgenössischer Mahnung.
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