Die entdeckungsfreudige Oper in Bonn zeigt Giordanos eher selten gespielte Siberia – mit zwei Stunden klangseliger Verismo-Magie.
Von Christoph Schulte im Walde
Wenn das nicht wahre Liebe ist! Eine Frau gibt ihre gesicherte Existenz, ihr bequemes Leben in Sankt Petersburg auf und folgt ihrem Geliebten. Wohin? In ein sibirisches Straflager! Darum geht es in Umberto Giordanos Siberia, 1903 an der Mailänder Scala mit großem Erfolg uraufgeführt. Giordano gehörte zu jener Gruppe italienischer Komponisten, die Ende des 19. Jahrhunderts die Oper ihrer Realitätsferne entreißen und stattdessen Geschichten aus dem wahren, wirklichen Leben erzählen wollten. Dieses neue Genre firmiert unter dem Begriff Verismo. Und von Giordanos diesem Verismo zugehörigen Opern steht Andrea Chénier noch häufig auf den Spielplänen, auch Fedora wird gespielt – aber Siberia? Die gehört eher zu jenen Raritäten, um die sich die Oper Bonn schon seit vielen Jahren erfolgreich bemüht – nicht nur im Rahmen des Forschungsprojektes FOKUS ’33, das dem Haus den diesjährigen OPER! AWARD in der Kategorie „Beste Wiederentdeckung“ einbrachte. Bereits im Sommer 2022 war Siberia im Rahmen der Bregenzer Festspiele und als Koproduktion mit Bonn zu erleben.
Siberia schildert das Schicksal von Stephana und Vassili: sie eine ehemalige Kurtisane, die sich inzwischen in elitären Kreisen bewegt; er ein junger Offizier, verliebt in Stephana. Natürlich gibt es im Hinblick auf diese Beziehung Rivalen: den etwas rustikalen Kuppler Gleby, Stephanas Zuhälter, und den properen Fürsten Alexis. Beide wollen Stephana für sich. Beide aber haben das Nachsehen, denn Stephanas Liebe gehört Vassili. Im Streit mit Fürst Alexis verletzt er diesen. Mit der Konsequenz, deshalb ins sibirische Straflager verbannt zu werden.
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