An der Deutschen Oper Berlin gelingt bei der Uraufführung von Giorgio Battistellis Il Teorema di Pasolini eine packende Versuchsanordnung.
Von Andreas Berger
Auf den ersten Blick wirkt die Versuchsanordnung für Il Teorema di Pasolini in der Deutschen Oper Berlin ziemlich kühl: Stumme Schauspieler agieren als Mutter, Vater, Tochter, Sohn und Haushälterin in puppenstubenartigen Zimmern, während im Bühnenrahmen Wissenschaftler in weißen Schutzanzügen ihre Theorie über das menschliche Verhalten beobachten, messen, auch singend kommentieren. Ihr Ton ist dabei anfangs prosodisch-linear wie in der Liturgie, doch das wird sich ändern.
Nina Wetzels Ausstattung und die realistische Inszenierung des Kollektivs Dead Centre von Ben Kidd und Bush Moukarzel setzen auf Klarheit. Man sitzt gemeinsam am Familientisch zum Abendessen, die Haushälterin serviert. Danach ist jeder und jede für sich allein, die gesellschaftliche Konvention verlangt weiter nichts, als dass nach außen hin alles funktioniert; wie’s drinnen aussieht, geht niemanden etwas an. Dieser Konvention rückt Pier Paolo Pasolini in seinem Roman und gleichnamigen Film Teorema zu Leibe. Woraus der Komponist Giorgio Battistelli nun Il Teorema di Pasolini ableitet: die Theorie nämlich, dass das konventionelle bürgerliche Gefüge schnell aus dem Gleichgewicht zu bringen ist – durch die Hinzufügung eines erotischen Katalysators in Gestalt eines attraktiven systemfremden „Gastes“.
Jetzt weiterlesen!
Dies ist Premiummaterial. Testen Sie unsere Angebote, um den gesamten Artikel zu lesen.
Abonnieren
Das aktuelle gedruckte Heft jetzt bestellen oder komplett online lesen!Jetzt mit wenigen Klicks zum OPER!-Inhalt
Ausprobieren
Zwei ausgewählte Artikel kostenlos lesen? Dann registrieren Sie sich hier!In dieser Ausgabe kostenlos: