In Berlin kommt Stefan Herheims Götterdämmerung-Inszenierung vor dem Siegfried heraus. Trotz Nina Stemme kann man den Vorsprung nicht recht nutzen
Von Kai Luehrs-Kaiser
Um „Eskapismus“, um „das innere Exil“ solle es gehen, so präzisierte kurz vor der Premiere der Götterdämmerung Stefan Herheim sein Ring-Konzept an der Deutschen Oper Berlin. Die Neuinszenierung ersetzt eine alte, 33 Jahre lang gelaufene Produktion von Götz Friedrich. Die Walküre vor einem Jahr fiel ernüchternd aus. Beim covidbedingt nachgereichten Rheingold konnte ein blendend gut aufgelegtes Ensemble jedoch viel wieder gutmachen. Der Schluss der Tetralogie kommt jetzt heraus, ohne dass Siegfried vorangegangen wäre. (Er wird erst beim Gesamtzyklus im November nachgeschmiedet.) Ein Ring also im Rhythmus der Echternacher Springprozession. Zwei vor, eins zurück. Mal etwas Neues.
„Wir leben in einer Spielwelt, sind spielsüchtig geworden und verlieren den Blick für die Regeln“, so Herheim über sein Konzept. „Auch das Spiel mit toten Artefakten, zu denen die Oper zählt, gehört dazu.“ Pikanterweise verfügt die Inszenierung über mehrere, einander überkreuzende Konzepte. Nun also: Was hat der autobiografische Ansatz, aufgrund dessen fast alle Auftritte hier aus Wagners aufgeklapptem Flügel erfolgen, mit der Idee eines „Flüchtlings-Rings“ zu tun, bei dem eine Gruppe Gestrandeter sich ein neues Leben aufbaut? Und wie sind die altgermanischen Götter, die hier zeitweilig (wie in einer zu hoch aufgehängten Renaissance-Predella) über allem thronen, da bloß hinauf gekommen?
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