Im Interview spricht Dorothea Röschmann über ihre stimmliche Entwicklung vom Barockgesang zu dramatischen Partien, ihren langen Weg zur Isolde – und was Birgit Nilsson damit zu tun hat.
Interview: Manuel Brug
Wie kommt eine Bach-Sängerin, die als Barbarina in der Oper debütiert, schließlich bei Isolde an?
Barbarina ist ja schon ein bisschen her – 31 Jahre! Ich hatte ein wenig Anlaufzeit und habe ja beispielsweise in Mozarts Figaro inzwischen nicht nur die Susanna und die Gräfin, beide auch bei den Salzburger Festspielen, sondern mittlerweile auch die Marcellina gesungen. Dieses war und ist auch den Covid-Ausfällen geschuldet, es ist aber eine schauspielerisch dankbare Partie. Und mit den Erfahrungen der anderen Rollen im Stück, die ich gesungen habe, hat es mir besonderen Spaß gemacht, in diese wunderbaren Mozart-Ensembles mit einer weiteren Stimme einsteigen zu können.
Sie haben schon 2009 die Elsa gesungen, inzwischen auch die Elisabeth, mit der Sie ja jetzt auch als Wahl-Hamburgerin Ihr ziemlich spätes Staatsoperndebüt geben werden. Aber selbst von denen ist es zur Isolde noch ein gewaltiger Sprung…
Ich habe ja auch schon andere Fachwechsel durchgemacht, von der Barockmusik zu den leichten Mozart-Partien wie Barbarina und Papagena. Dann folgten Susanna, Ilia, Ännchen, schließlich Pamina, Nannetta, Norina, Ann Truelove, auch die Fiordiligi, die damals noch eine Grenzpartie war. Von den Barockpartien mit den schnellen Koloraturen habe ich mich bald getrennt, die Stimme wollte sich lyrisch aufschwingen, ich hätte sie künstlich kleinhalten müssen. Dann kam nach der Geburt meiner Tochter der Wechsel zur Gräfin, Donna Elvira. Schließlich der Schritt zur Marschallin, Desdemona und Elsa. Dann wieder zu Agathe und Jenůfa. Und dann, nach dem Abschied von der Figaro-Gräfin, zur Elisabeth, zu Alceste und Ariadne. Das war eine kontinuierliche Entwicklung, mit immer wieder erneuter Weichenstellung und Ausjustierung bei ständigem Erarbeiten und Beobachten, wohin die Stimme will.
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