Elsa Dreisig über ihre Salome in Aix, Unzufriedenheit mit sich selbst und ihr wahres Ziel als Sängerin.
Interview: Kai Luehrs-Kaiser
Vor gut einem Jahr prophezeiten Sie mir: „Salome kommt früher als Sie denken.“ Jetzt, in Aix-en-Provence, ist es schon so weit. Liegt Ihnen so viel an diesem Stück?
Ja, es ist meine Lieblingsoper. Die Figur berührt mich, die Geschichte ist rasend interessant. Ich habe die Rolle schon studiert, als ich 19 war. Auf meiner ersten CD war der Schlussgesang enthalten. Gefragt hätte ich nach einer Auftrittsmöglichkeit nicht. Aber nein sagen? Das geht nicht.
Sie können doch nicht alle ihre Lieblingsopern singen, oder?
In diesem Fall wähle ich das Risiko. Und weiß sogar, dass das nicht lustig wird. Ich sollte wohl schon jetzt anfangen zu meditieren. Nur wissen Sie: Salome, das ist nicht dasselbe wie Tosca oder Elektra. Auch Tosca ist eine Lieblingsoper von mir, singen muss ich sie trotzdem nicht. Oder noch nicht. Elektra finde ich auch toll, möchte ich aber gar nicht singen. Für Salome dagegen, meine ich, sollte man eine lyrische, etwas rundere Stimme haben. Daran möchte ich arbeiten. Man kann die Rolle zwar auch mit einer Trompete singen, wie Birgit Nilsson sie besaß. Man muss es aber nicht.
Wer war die beste Salome – nach Ljuba Welitsch?
Die „klarste“ Aufnahme, dich ich gegenwärtig höre, ist komischerweise die mit Jessye Norman. Bei ihr verstehe ich jederzeit, was sie tut. Cheryl Studer sang die Rolle sehr, sehr schön, aber mit mehr Muskeln, was nicht meiner Richtung entspricht. Dann gibt es da noch eine ältere Version mit einer Sängerin, die ich nicht kenne. Moment, ich schaue nach: Hildegard Behrens.
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