Mit der Titelfigur in Wagners Tannhäuser debütiert Jonas Kaufmann in der für ihn letzten großen Herausforderung in diesem Repertoire. Im Interview spricht er über die Anforderungen der Partie und den Umgang mit Erwartungshaltungen.
Interview: Uwe Friedrich
Mit Ihrem Tannhäuser-Debüt haben Sie sich erstaunlich viel Zeit gelassen. Warum kommt diese Rolle erst jetzt?
Gerade in den letzten Jahren lief nicht alles so, wie es ursprünglich mal geplant war. Mein erster Tannhäuser hätte schon vor gut drei Jahren in einer Neuproduktion stattfinden sollen. Die wurde dann abgesagt, weil der Dirigent festgestellt hat, dass er das zeitlich nicht hinbekommt. Das wurde früh genug entschieden, so dass die Produktion in eine andere Oper umgewandelt wurde. Aber auch sonst arbeitet man leider seine Wunschliste nicht chronologisch und kontinuierlich ab. Dann kommen andere Angebote oder die Termine passen nicht in den Kalender. Natürlich hätte man erwartet, dass Tannhäuser vor Tristan kommt, das wäre der logische Aufbau einer Tenorkarriere hin zu den längeren und kräftezehrenden Partien. Bei meinen Verdi- und Puccini-Partien war es aber auch nicht so, dass ich stringent mit den leichteren angefangen hätte, um mich dann im Schwierigkeitsgrad zu steigern. Es ist aber ganz bestimmt nicht so, dass ich so viel Respekt vor der Rolle hatte, dass ich erst alle anderen vorher machen wollte. Aber klar, es ist eine große Herausforderung. Vielleicht die letzte große Herausforderung in diesem Repertoire, denn es gibt da nicht mehr viele Partien, die mich noch reizen.
Was macht den Tannhäuser so gefährlich für Tenöre?
Die Oper markiert den Übergang von der romantischen Oper zum Musikdrama. Da gibt es Stellen, die noch sehr an Weber und Marschner erinnern und extrem lyrisch sind, dann wird es sehr dramatisch. Die Ensembles liegen mitunter unbequem hoch. Man weiß nie ganz genau, wie man das gestalten soll, muss aber vor allem die Flexibilität der Stimme erhalten. Vieles liegt im Passaggio, also an der Übergangsstelle der Register, während Wagner seine späteren Tenorrollen in der Regel so konzipiert, dass sie unter dieser heiklen Region liegen, mit sporadischen Ausflügen in die Höhe. Der Sänger muss in der Lage sein, diesen im Tannhäuser geforderten Bereich ohne allzu große Kraftanstrengung zu singen, sonst hat man im dritten Akt keine Reserven mehr für die „Romerzählung“. Aber inzwischen habe ich doch einige Erfahrungen in diesem Repertoire sammeln können und bin zuversichtlich.
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