Bevor der Regisseur Valentin Schwarz im Sommer seinen schon für 2020 vorgesehenen Ring des Nibelungen auf die Bayreuther Festspielbühne bringt, entwickelt er in Köln York Höllers Bulgakow-Vertonung Der Meister und Margarita.
Interview: Manuel Brug
Wie sind Sie eigentlich zu diesem Stück gekommen?
Das hat eine lange Vorgeschichte, denn ich kannte die Intendantin Birgit Meyer schon, als sie noch Chefdramaturgin an der Wiener Volksoper war und in meinem Regiestudium als Dozentin unterrichtete. Vor vier Jahren hatte sie mich bereits nach Köln eingeladen, um Maurizio Kagels Mare Nostrum zu inszenieren, und danach hat sie dann gleich gefragt, ob wir mit Neuer Musik weitermachen wollten, und zwar mit York Höllers Meister und Margarita. Ich war zwar hin und her gerissen, weil es selbst jetzt noch durch die Bayreuther Ring-Verschiebung alles sehr knapp ist. Aber ich fand das Werk so faszinierend, dass ich es unbedingt machen wollte.
Wieso?
Höller ist ein wunderbarer Kontrapunkt zu Wagner. Es macht großen Spaß, sich neben dem maßlosesten Musiktheaterwerk des 19. Jahrhunderts mit einer überaus großformatigen Oper der 80er-Jahre zu beschäftigen, als alle Komponisten im Sinne der zeitgeschichtlichen Relevanz wirklich jedes mögliche musikalische Mittel auffahren ließen. Das gilt für Höller, der sich ja in Köln seinem Lehrer Bernd Alois Zimmermann verpflichtet sah, sogar noch mehr als bei anderen. Und ich liebe natürlich diese überbordende, satirisch-fantastische Vorlage von Mikhail Bulgakow, der dieser selbst nicht Herr geworden ist in ihrer sprudelnden Fantasie. Da muss man als Regisseur freilich auch aufpassen, dass man sich nicht verheddert, dass man in dieser orgiastischen Anlage einer Spur folgt.
Und was machen Sie stattdessen?
Schon York Höller hatte keine klassische Nacherzählung des Romans im Sinn, und so wird es auch bei mir etwas unorthodox …
Wissen Sie, warum das Stück jetzt wieder in Köln auftaucht?
Ich denke, weil es so gut ins Staatenhaus mit seiner offenen Spiel- wie Orchesterfläche passt. Es sollte ja ursprünglich in Hamburg herauskommen, dann war die Uraufführung aber 1989 in Paris, anschließend ging es in einer Inszenierung von Friedrich Meyer-Oertel nach Köln. Hamburg hat es 2013 gespielt, und nun ist es wieder Köln, wo Höller, 78 Jahre alt, immer noch lebt. Da schließt sich also ein Kreis. Ich konnte mich mit Höller auch austauschen. Er ist sehr interessiert, was ich mit seiner einzigen Oper machen werde. Das wichtigste war ihm, dass die vielen Verwandlungen auf einer Drehscheibe stattfinden können, die wir jetzt extra verwenden. Ich habe es ihm versprochen, denn in Paris, wo der verstorbene Hans Neuenfels inszenierte, waren die Zwischenmusiken zu kurz, und es wurden zur Überbrückung stumme Schwarzweißfilme gezeigt. So war aber die Musik ständig unterbrochen.
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