Zum 90. Geburtstag der großen Altistin und Mezzo-Sopranistin Janet Baker.
Von Kai Luehrs-Kaiser
Ein Treffen mit ihr – im Keller der Wigmore Hall in London – gehört zu den Höhepunkten meines beruflichen Lebens. Vielleicht auch, weil Janet Baker bei diesem Interview bereitwillig ihr Credo enthüllte. Es bestand darin, alles „full-blooded“ singen zu wollen. Also mit Heißblut – und gerade nicht britisch reserviert oder mit Understatement, so wie man das sonst von ihren Landsleuten erwartet. Das Geheimnis ihrer Kunst bestünde demnach im Nichtbritischen. Im Ausnahmecharakter dessen also, was sie tat.
Lange hatte man diese scheue Sängerin „for granted“ genommen, sie also für gegeben angesehen, ohne sie vollständig ernst zu nehmen. Die Stimme der am 21. August 1933 in Hatfield (South Yorkshire) geborenen Sängerin besaß weiche Bitterstoffe – und eine Spur ingwerartigen Brennens womit sie allem, was sie sang, eine unverwechselbare Note verlieh. Die große Geste, das opernhaft-dicke Auftragen, war ihr fremd. Doch gerade so konnte sie Opernrollen wie Donizettis Maria Stuarda (gesungen auf Englisch, unter Charles Mackerras) zu ungeheuer sublimer Wirkung bringen. In der Dosierung lag ihr Zauber.
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