Ein Nachruf auf die im Mai verstorbene Sängerin Grace Bumbry.
Von Kai Luehrs-Kaiser
Sie erfand den Glamour–Mezzo. Kein Zweifel daran! Schon ihre Kollegin Christa Ludwig bemerkte anerkennend, Grace Bumbry sei die Erste gewesen, die als Mezzosopran im Sportwagen vorgefahren sei. Das war wörtlich gemeint. Grace Bumbry – wie sie stolz und gern erzählte – hatte sich von ihrem ersten, selbstverdienten Geld in Deutschland ein Mercedes-Cabriolet gekauft. Und gleich bar bezahlt. Es war jenes Honorar, das sie für ihren legendären Auftritt als „Schwarze Venus“ bei den Bayreuther Festspielen 1961 erhalten hatte. Sie war die erste aus dem Kreis der people of colour, die einen Fuß auf die Bühne der einstmals erzreaktionären Wagner-Festspiele setzte. Der Dirigent der Aufführung war Wolfgang Sawallisch, der hinsichtlich der Sängerin nicht die geringsten Zweifel hegte. „Grace Bumbry konnte sängerisch auf einem derart hohen Niveau einsteigen, ich erinnere mich an keine negative Kritik.“ Entwaffnend gut, das war sie.
Von da an, während sie noch in Basel engagiert war, entwickelte sich die Weltkarriere dieser Sängerin. Sie war Primadonna, egal was sie sang. Noch als der Verfasser sie vor gut zehn Jahren für ein Interview in Berlin traf, hielt sie in der rappelvollen Halle des Hotel Adlon auf eine Weise Hof, die sämtliche Blicke auf sich zog. Das lag nicht nur an dem enormen Haar-Ballon, der ihre sehr eindrucksvolle Erscheinung prägte. Sondern am Nimbus insgesamt. Unsere Verabredung hatte sie vergessen – oder glaubte doch, diesen Eindruck zunächst erwecken zu sollen. Um dann bereitwillig stundenlang Auskunft zu geben. Das Gespräch dürfte übrigens mit ein Grund dafür gewesen sein, dass sie ihre Autobiografie anschließend nie veröffentlichte. Über ihren Fachwechsel zum Sopran nämlich hatte sie eigentlich gar nicht sprechen wollen. Und tat es plötzlich doch.
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