Zum 100. Geburtstag der grandiosen Mezzosopranistin Regina Resnik.
Von Kai Luehrs-Kaiser
Ihre Stimme trug Schleppe. Man sah, auch wenn man diese Mezzo-Leuchte nur hörte, eine elegant hochgewachsene, majestätische Frau mit glanzvollem Orgelton vor sich. Ihre Vinyl-Cover zeigen sie, wie sie im Pelzmantel aus dem Flugzeug winkt. Gern auch mit Stola oder gemalt in Öl. Der Glamour dieser Mezzosopranistin war durchaus over the top. Ihr Ruf war der allerbeste. Nur: Ihre Solo-Platten sind vergriffen, lange schon. Wie ist das nur möglich?
Viele Jahre lang war Regina Resnik einer der wichtigsten amerikanischen Opern-Exporte überhaupt. Bei Rollen wie Klytämnestra, Herodias, aber auch Fricka, Brangäne, Quickly und Prinz Orlowsky führte kein Weg an ihr vorbei. Sie besaß den Vorteil, sich weder von Birgit Nilsson noch von Astrid Varnay ausstechen zu lassen. Sie konnte ohne Weiteres neben Mario del Monaco und Franco Corelli bestehen. Man sehe sich nur ihr Foto an: Sie hätte jederzeit unbemerkt Princess Margaret bei royalen Anlässen ersetzen können, und jeder hätte gedacht: „Wow, Margaret sieht aber heute gut aus…“
Genau deswegen wirkte sie leicht campy. Nicht zufällig reüssierte sie auch am Broadway – in Cabaret und in A Little Night Music. Zu ihren Ehren wurde an der Metropolitan Opera eigens ein „Regina Resnik Day“ ausgerufen. Zum 100. Geburtstag erschien zu Beginn des Jahres ein Geschenkbuch mit dem aussagekräftigen Titel: „Sorry I wasn’t listening, I was thinking about Regina Resnik“.
Keine andere Sängerin wohl besaß eine so kostbar orgelnde Tiefe. Ihre ironische Verbeugung („Reverenza“) in Leonard Bernsteins Falstaff-Gesamtaufnahme findet noch im tiefsten Lot ungeahnte Süffisanz, goldige Komödiantik und Ironie. Ebolis „O don fatale“ im Don Carlo macht den ganzen spanischen Hof unmittelbar hörbar, mit rein stimmlichen Mitteln. Ihre Azucena im Trovatore kann auch akustisch das teure Make-up nicht ganz verleugnen. Dalila schließlich verströmt bei ihr eine Überlegenheit und Hoheit, die jeden Samson mit Haarausfall bedroht.
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