Sie sang die menschlichste Küsterin von allen – in der wohl besten Gesamtaufnahme der Jenůfa. Eine formidable Ortrud war sie unter Solti und die Fricka in Chéreaus Jahrhundert-Ring. 34 Jahre lang blieb sie Ensemblemitglied in Stuttgart. Und lebt heute in Böblingen – in der Nähe ihrer acht Enkel
Von Kai Luehrs-Kaiser
Eva Randová ruft sofort zurück. „Ich habe ein großes Haus, da bin ich nicht gleich am Telefon“, entschuldigt sie sich. In Böblingen bei Stuttgart residiert die große Mezzosopranistin – und genießt die Rente. „Pünktlich mit 65 habe ich Schluss gemacht“, sagt sie. „Ich brauche keinen Porsche, sagte ich mir. Ich fahre Mercedes.“ Später meldet sie sich noch einmal und ergänzt, sie sei nicht nur wegen der Altersgrenze kampflos abgezogen. Sondern aus Vorbehalten gegenüber der Entwicklung des Gesangs – und der Regie. „Mit über 60 sollte ich als Erda im durchsichtigen Kleidchen auftreten. Ach, nein!“
In lebhafter Erinnerung geblieben ist sie als Wagner- und vor allem als Janáček-Sängerin. „Etwas zu spät“, relativiert sie sofort, sei für sie die Küsterin in der berühmten Jenůfa-Gesamtaufnahme unter Charles Mackerras gekommen (1982, mit Elisabeth Söderström). „Es waren doch meine alten Jahre“, erklärt sie keck. „Die Aufnahme war für mich nicht wichtig.“ Dennoch ist sie sich der Tatsache bewusst, ein möglicherweise authentischeres Bild der Kostelnička vermittelt zu haben als sonst üblich. Denn sie sang die Rolle wirklich! Kein Keifen, kein Fauchen, keine Leidenstriller der Megäre. Randová zeichnete ein viel menschlicheres und lyrischeres Bild der kindsmordenden Küsterin.
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